Geiselnahme in Stockholm und das Stockholmsyndrom

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goteborgcity
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Geiselnahme in Stockholm und das Stockholmsyndrom

Beitrag von goteborgcity »

Das erste Mal, dass in Schweden Kriminalgeschichte nicht erst nachträglich geschrieben wurde, sondern parallel zum Ereignis, war 1973. An diesem Tag überfiel Janne Olsson die Hauptstelle der Kreditbanken in Stockholm und nahm vier Personen als Geiseln. Sechs Tage lang teilten die Geiseln mit dem Täter den Sicherheitsraum der Bank und weitaus länger schrieb die Presse über das Ereignis, bei dem eine unbekannte Menge an Geld verschwand und die Geiseln die Polizei anklagten, was später zum Begriff Stockholmsyndrom bei Geiselnahmen führte. Seit Mitte der 90er Jahre lebt der Täter in Thailand, während sein Komplize erneut in einem schwedischen Gefängnis sitzt.

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Grizzly2
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Re: Geiselnahme in Stockholm und das Stockholmsyndrom

Beitrag von Grizzly2 »

Clark Olofsson gelang es zudem eine größere Menge an Geld aus der Bank zu entwenden ohne dass man die Summe je finden konnte. Nach Spekulationen hatte er bereits im Voraus ein Bankfach gemietet in dem er das Geld noch während der Geiselnahme verstecken konnte.
Fragt sich, ob er von dem 1973 gebunkerten Geld noch viel haben wird, es sei denn, er hat es schon verbraten :pfeif:
Seit dem 1. Januar 2006 sind einige ältere Scheine und Münzen nicht mehr gültig. Dazu zählen die etwas größere Variante des 20-Kronen-Scheins, die 100- und die 500-Kronen-Note ohne Silberstreifen und Wasserzeichen sowie alle silberfarbenen 50-Öre-Münzen.
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goteborgcity
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Re: Geiselnahme in Stockholm und das Stockholmsyndrom

Beitrag von goteborgcity »

Man hat keine Ahnung was mit dem Geld geschah, denn da es nicht gekennzeichnet war und die Nummern nicht bekannt waren, so kann er es getauscht haben oder es wurde einfach "verbraten". Man weiss bis heute nicht einmal genau um wieviel es sich damals handelte, weil man den Diebstahl zu spät entdeckte und alle nur an die Befreiung der Geiseln gedacht haben.


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Grizzly2
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Re: Geiselnahme in Stockholm und das Stockholmsyndrom

Beitrag von Grizzly2 »

Ich hab mal gegoogelt, was aus den Hauptbeteiligten geworden ist:

Janne Olsson:
Erst nach der Befreiung erfährt die Polizei, wer der Bankräuber und Geiselnehmer eigentlich ist. Er heißt Janne Olsson. Er hatte Clark Olofsson im Knast kennen gelernt, der carismatische Clark wurde sein Held, sein Idol. Vier Wochen vor der Geiselnahme hatte er versucht, seinen Kumpel aus dem Gefängnis zu befreien - ohne Erfolg.
Janne Olsson war damals 32 Jahre alt, er wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt und kam nach acht Jahren frei. Er hat sich nach dem "Drama vom Norrmalmsplatz" nie wieder strafbar gemacht. Er lebt heute in Thailand mit seiner Frau und Familie.

Clark Olofsson:
Er ist bis heute der wohl berühmteste Gangster Schwedens. Clark Olofssons war ein hochbegabtes Kind, er konnte schon als Fünfjähriger lesen und das Alphabet aufsagen. Sein erstes "Verbrechen" war wegweisend für seinen späteren Lebensstil: Er brach als Jugendlicher ins Gewächshaus des Ministerpräsidenten ein und klaute Weintrauben und Tomaten.
( ... )
1983 zog er nach Belgien, 1991 nahm den Namen Daniel Demuynck an. Einige Zeit lebte er dort ganz glücklich. Ende der 90er Jahre ging er in die Karibik und lebte vom Verleih seines Bootes an Touristen. Aber er kam auch immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, u.a. wurde er einige Male mit Drogen erwischt. 1999 wurde er in Dänemark zu 14 Jahren Haft verurteilt, 2005 kam er frei - um inzwischen schon wieder wegen eines Drogendelikts festgenommen zu sein. Er hat ein Profil unter "MySpace", allerdings war er seit 2007 nicht mehr auf seiner Seite, offenbar fehlt im Moment die Möglichkeit dazu.

Kristin Enmark:
Sie war damals 23 Jahre alt. Sie kündigte ihren Job bei der Bank und wurde Psychotherapeutin. Sie telefonierte damals mit Olof Palme, der zu ihr ins Telefon sagte: "Wäre es nicht toll, zu sterben, wenn man auf seinem Posten ist?" Die Polizei hat dieses Palme-Zitat aus dem Protokoll entfernt, Kristin Enmark hat es jedoch nie vergessen. "Dieser Satz war ja totaler Schwachsinn". Über das Stockholm-Syndrom sagte sie in einem Interview vor einigen Jahren: "Es ist eine Frage von Macht und Ohnmacht, man ist zusammen eingesperrt." Sie hat sich nach dem Drama einige Male mit den Tätern getroffen, aber befreundet ist sie nicht mit ihnen, obwohl das manchmal so behauptet wurde.

Elisabeth Oldgren:
Sie war damals 21 Jahre alt und ebenfalls Bankangestellte. Janne Olsson nahm sie als Schutzschild her, als er wild um sich schoss. Sie hat einen anderen Namen angenommen und lebt zurückgezogen mit ihrer Familie, sie hat sich nie öffentlich über das Geiseldrama geäußert.

Birgitta Rudstand-Lundblad:
Sie war damals 31 Jahre alt und ebenfalls Bankangestellte. Ihre Töchter waren damals 1 und 2 Jahre alt. Sie litt nach den fünf Schreckenstagen sehr lange unter extremer Müdigkeit. Aber sie blieb weiterhin bei der Bank, als sie 61 war, ging sie in Pension.

Gemeinsam für alle Geiseln war, dass sie keinerlei psychologische Hilfe bekamen, obwohl Psychologen aus aller Welt an ihrem Schicksal interessiert waren und mit ihnen reden wollten. Aber alle waren nur in den Studien des Stockholm-Syndroms interessiert, an Hilfe dachte niemand. Die Bank hat etwas merkwürdig reagiert: Die Geiseln bekamen die Geiselzeit als Überstanden ausbezahlt, außerdem bekam jeder zwei Monate Urlaub. Ansonsten gab es keine Hilfe. Selbst zum Prozess, als sie als Zeugen aussagen mussten, kamen sie alleine.

Quelle:
http://skankrimi.blogspot.com/2009/01/d ... z-die.html


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