Sweden Spy hat geschrieben:Hallo Barsch!
Welches Land auf dieser Kugel ist schon ein gelobtes Land? Ich habe Sverige auch nicht als gelobtes Land dargestellt sondern darauf hingewiesen, daß von einigen Kommentatoren nachweislich Unwahrheiten geschrieben werden.
Somit auch die Frage an Dich: Könntest Du das mal etwas präzisieren, wobei GENAU Du speedy und Ujo teilweise Recht gibtst? Ich konnte da nur persönliche Befindlichkeiten entdecken aber keine nachweisbaren Tatsachen.
Hejda
Tom
Hej Tom,
zwar verspätet, aber hier kommt meine Stellungnahme zu deinen Ausführungen.
Natürlich geht es mir in meinem vorangegangenen Beitrag um persönliche Befindlichkeiten. Das hatte ich auch erwähnt, und dachte das wäre auch so rübergekommen.
Es gibt da mehrere Dinge, die uns (also meine Frau und mich) derzeit davon abhalten nach Schweden auszuwandern, obwohl wir schon seit vielen Jahren dort ein eigenes Haus besitzen. Wir sind in gewisser Weise in Schweden ortsgebunden, und unser Haus steht ziemlich abgelegen im Wald, weit weg von der nächsten Grossstadt. Es ist perfekt für einen ruhigen und erholsamen Urlaub, man kann so richtig abschalten, wir freuen uns über jeden Tag den wir dort verbringen können.
Auf Dauer fehlt uns allerdings das kulturelle Angebot, wie wir es hier in Deutschland zu schätzen wissen, also Restaurants, Kinos, Konzerte, Ausstellungen, usw. In Schweden muss man für solche Angebote schon eine Menge Kilometer abreissen, zumindest ist es bei uns auf dem Land so. Das sieht natürlich anders aus wenn man nahe Göteborg oder Stockholm lebt. Das Sonntagsnachmittagskonzert des örtlichen Akkordeonvereins, ist nicht so ganz das was wir uns vorstellen.
Das schwedische Gesundheitssystem und der Sozialstaat, früher in Europa hochgelobt. Heutzutage halte ich die medizinische Versorgung vor allem auf dem Land für ziemlich lückenhaft. In unserer Gegend ist die nächste Ambulanz nur noch stundenweise einige Tage in der Woche mit einer Krankenschwester besetzt. Ich bin überzeugt, dass die Krankenschwester im Rahmen ihrer Möglichkeiten hervorragende Arbeit leistet. Für die größeren Sachen ist das nächste Krankenhaus zuständig, das ist leider mehr als 40 km entfernt. Mein Vater hatte vor vielen Jahren einen Schlaganfall in Schweden, es vergingen 45 Minuten bis der Krankenwagen vor Ort war. Gerade bei Schlaganfall ist eine Erstversorgung in den ersten Minuten sehr wichtig. Sicherlich ist auch das den großen Entfernungen geschuldet, aber bei uns ist es nun mal Fakt.
Weiterhin haben wir in vielen Gesprächen mit unseren Freunden, die nach Schweden ausgewandert sind, erfahren wie schwer es sein kann in der schwedischen Gesellschaft- sei es im Job oder im Verein- Fuß zu fassen.
Die Schweden sind freundlich und hilfsbereit, aber vieles bleibt irgendwie oberflächlich.
Außerdem sollte man sich frühzeitig überlegen, wie man seinen Lebensabend verbringen möchte. Wenn die Kinder bereits erwachsen sind und in Deutschland leben, der Partner vielleicht verstirbt- dann möchte keiner von uns beiden alleine im Wald wohnen.
Du siehst, das sind eine Menge persönlicher Befindlichkeiten, und jeder muss selbst entscheiden wie und wo er glücklich werden will. Man sollte nur nicht durch die rosarote Brille schauen.
Wir sind für uns zu der Erkenntnis gelangt, dass wir in Deutschland gar nicht so schlecht leben.
Trotzdem geniessen wir unsere kleinen Fluchten aus dem Alltagstrott in das schöne Schweden, und es bleibt dann auch etwas Besonderes.

Abborre