Religionsfreiheit in Schweden

goteborgcity
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Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von goteborgcity »

Bis 1951 musste jeder Schwede einer vom Staat zugelassenen Kirche angehören, wobei jedoch nur die Svenska Kyrkan Hochzeiten und Beerdigungen vornehmen durfte. Erst mit der Einführung der Religionsfreiheit zum 1. Januar 1951 konnten Schweden wirklich selbst entscheiden, ob und welcher Kirche sie angehören wollten. Dieser Tag war der Startschuss für zahlreiche, teils sehr extreme, Freikirchen, die sich im ganzen Land etablierten. Noch heute gehören jedoch über 70 Prozent der Schweden nach wie vor der Svenska Kyrkan an.

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Speedy
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von Speedy »

...z.B. der Pfingstkirche, die in Nordschweden eine Stadt wie eine Krake in ihren Armen hat. Fast alle die in der Verwaltung was zu sagen haben (Kommunstyrelsen) sind Mitglieder. Alle die nicht Mitglied sind haben keine Chance hat ein Bein and die Erde zu bekommen.

Eigene leidvoll Erfahrung.....


goteborgcity
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von goteborgcity »

Das ist nicht nur in Nordschweden der Fall, sondern in vielen Teilen Schwedens ein Problem. Eines der Hauptprobleme ist, dass sich Freikirchen oft intensiv um Jugendarbeit kümmern, sich sozial engagieren und Kindergärten gründen. Ich kenne Orte, wo Kindertagesstätten und Kindergärten nur noch von Freikirchen unterhalten werden, was natürlich bedeutet, dass diese Kirchen dann massiv auf die Bevölkerung einwirken und einwirken können.


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Petergillarsverige
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von Petergillarsverige »

Ist ja klasse! Jeder andere hat das Recht Kindergärten zu gründen und zu betreiben. Wenn ihr das uns überlasst, braucht ihr euch nicht zu beklagen!


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goteborgcity
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von goteborgcity »

Mit der Gründung von Kindergärten hängen hohe Investitionen ab. Da die meisten Gemeinden hier Gelder streichen, ist es logisch, dass andere Gruppen, darunter auch Freikirchen, Kindergärten gründen.

Aber es gibt in Schweden auch Gemeinden (und auch Stadtteile), die von Freikirchen nahezu beherrscht werden. Selbst wenn dort ein staatlicher Kindergarten entstehen sollte, so findet er keine Kinder, da sich niemand dem Druck der Freikirchengemeinschaft aussetzen und wie ein Aussätziger behandelt werden will.

In einigen Orten entscheiden Freikirchen nicht nur über Kindergärten, sondern auch über Gemeinderat, Schulpolitik und vieles mehr. Dieses Phänomen der Freikirchen gibt es in Deutschland nicht, aber in Schweden. Es gibt hier selbst Beispiele, wo Andersdenkende aus Dörfern vertrieben werden ...


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Petergillarsverige
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von Petergillarsverige »

Sorry, ich find das ziemlich schwachsinnig. Wenn es in einer Ortschaft einen freikirchlichen Kindergarten und einen konfessionslosen gibt. Warum sollten Leute die dem Glauben fernstehen, ihr Kind nicht in den staatlichen Kindergarten geben?
Wir Christen suchen Möglichkeiten Mission zu betreiben. Kindergärten sind ein gutes Mittel. Viele Christen sind eben engagiert und haben mehr Kinder als der Durchschnitt. Meine Baptistengemeinde hat etwa 200 Mitglieder und 110 Kinder.
Jedes Jahr mache ich ein Zeltlager mit. 16 Erwachsene und 50 Kinder. Die Hälfte gehören nicht zur Gemeinde. Die Eltern schicken die Kinder zu uns, weil es denen gut tut und die sich auf uns verlassen können.
Aber es mag auch Leute geben, die es übertreiben. Das Leute aber vertrieben werden, halte ich für arg übertrieben.


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goteborgcity
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von goteborgcity »

@Petergillarsverige

In vielen Orten ist das auch kein grosses Problem, aber leider ist das nicht ganz so einfach zu sehen, denn einige Freikirchen hier beherrschen ganze Dörfer. Zum einen ist es dort nicht möglich, rein finanziell, für zwei, drei oder vier Kinder einen staatlichen Kindergarten aufzumachen, zum anderen sehen einige Freikirchen, und ihre Mitglieder, jeden, der im Dorf anders denkt fast schon als Feind an und das wirkt sich sehr brutal aus. Wer aus Versehen in diesen Orten landet und anders denkt als das Dorf versucht, normalerweise, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden.

Es hängt natürlich alles von der Freikirche und der Macht ab, die sie hat. Einige Orte in Schweden sind einfach eine No-Go-Area für Andersdenkende. Das ist manchmal weniger mit einer christlichen Kirche zu vergleichen, sondern eher einer Sekte, die Gehirnwäsche betreibt. Natürlich ist das nicht ganz Schweden, sondern nur ein kleiner Teil, und nicht alle Freikirchen sind so extrem.

Auch zwei meiner Enkel gehen in einen freikirchlichen Kindergarten, nicht weil die Familie der dortigen Kirchengemeinde angehört, sondern weil es auf dieser Insel auch nur diesen Kindergarten gibt. Glücklicherweise gehört diese Freikirche zu den offeneren und versucht die Kinder nicht zu manipulieren ... und ein paar Psalmen oder zugeschnittene Märchen überwinden sie indem sie von der ganzen Verwandschaft anderen Einflüssen unterworfen werden.

Meine Schwiegermutter, die vor zwei Jahren starb, war Mitglied der offiziellen Svenska Kyrkan, aber sie hatte einen Priester, der in allem den Teufel sah und meine Schwiegermutter nahm seine Worte bis zu ihrem Tod (vor zwei Jahren) absolut ernst. Kein Fernseher im Haus, keinerlei Vergnügen, kein Radio, keine Bücher im Haus usw. Als sie starb hatte sie, ausser einigen Fotos und Möbeln nur etwa zehn Psalmbücher und andere kirchliche Werke. Sie hat in ihrem ganzen Leben nie einen Fernseher oder Radio besessen, nie eine ZXeitung oder Zeitschrift gelesen, weil sie das für eine Sünde hielt! Und das war keine Freikirche. Glücklicherweise hat sie es bei ihren Kindern, als sie aus dem Haus waren, etwas lockerer genommen. Aber jedesmal wenn wir sie trafen, so war die erste Frage, ob wir auch die Bücher regelmässig lesen, die Bibel. Natürlich kommt man als Tourist in Schweden nicht mit solchen Personen in Berührung, aber es gibt eine ganze Menge davon.

Auch hier in Göteborg gibt es einen Stadtteil, der von Freikirchen dominiert ist, allerdings nicht von einer, sondern von vierzehn verschiedenen. Dass es auch dort keinen staatlichen, bzw. städtischen Kindergarten der Stadt gibt ist ja wohl klar. Nicht einmal jede Freikirche hat einen "eigenen".


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Petergillarsverige
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von Petergillarsverige »

Auch hier in Deutschland gibt es extreme Leute. Extreme Christen, aber eben auch extreme Atheisten, extreme Moslems und sonstwie extrem.
Als Freikirchler sehen wir uns als Teil des Leibes Christi und haben meist gute Kontakte zu den anderen Kirchen. Dann gibt es eben auch Sekten die sich als "allein seligmachend" betrachten. Das gibt es hier und auch in Schweden.
Aber warum gibt es in dem Stadtteil in Göteborg keinen bekenntnisfreien Kindergarten. Es dürften immer noch genügend Familien übrig bleiben mit anderem Hintergrund als Freikirchen. Die können sich zusammen setzen und sich engagieren und einen Kindergarten gründen. Warum passiert das nicht? Weil man sich dazu einiges an Zeit nehmen muss, Geld investieren und ein Ziel haben muss, was man mit den Kindern machen möchte. Diese Bedingungen sind bei Christen eben da. Andere tun sich da schwer. Es liegt also nicht an den Christen, sondern an den anderen. Dass wir Christen im Durchschnitt wesentlich mehr Kinder haben, liegt an unserer Einstellung zum Leben.
Typisch für uns ist, dass wir Kinder nicht taufen und sie damit auch nicht Mitglied unserer Kirchen werden. Die Entscheidung zur Taufe muss jeder selber fällen. Viele tun das nicht, damit müssen wir leben, können es aber auch.


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Petergillarsverige
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von Petergillarsverige »

Dass 1951 der Startschuss zur Gründung von Freikirchen war, kann nicht ganz hinkommen. Es gab weit früher Freikirchen:

Svenska Baptistsamfundet

I Sverige grundades den första baptistförsamlingen 1848. Då var det fortfarande olagligt att utöva någon annan tro än den lutherska i Svenska Kyrkan. Trots motstånd lyckades de första baptisterna starta en församling och senare bilda ett samfund.
aus baptist.se


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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von goteborgcity »

Zu Freikirchen in Schweden:
Es gab auch vor 1951 einige zugelassenen Freikirchen in Schweden (der Artikel zum Thema: http://schweden-forum.blogspot.com/2011 ... an-in.html), aber sie durften keine Mitglieder werben, keine Beerdigung ausführen, keine offizielle Hochzeit bieten und vieles mehr. Diese Freikirchen benötigten eine Sondergenehmigung und mussten sich in gewissen Teilen der schwedischen Kirche unterordnen. Erst 1951 konnten dann völlig unabhängige Freikirchen gegründet werden, daher ist dieser Tag für die schwedische Kirchengeschichte von Bedeutung und daher enstanden auch erst dann im ganzen Land eine Vielzahl an Freikirchen.
Zuletzt geändert von goteborgcity am 24. Mai 2011 09:22, insgesamt 1-mal geändert.


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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von goteborgcity »

@Petergillarsverige

Warum es in diesem Stadtteil keinen bekenntnisfreien Kindergarten gibt liegt unter anderem an der schwedischen Denkweise, denn das Sozialsystem ist Sache des Staates oder, in diesem Fall, der Stadt. Ein konfessionsloser Kindergarten ist also keine Privatsache und dafür werden sich ”Normalschweden” daher auch nicht mit Zeit und Geld privat einsetzten.

Aber es ist natürlich nicht verboten, denn sonst hätten die Freikirchen auch keine Kindergärten. Der Unterschied ist jedoch, dass Freikirchen, im Rahmen der Missionierung, ein Motiv haben und dann auch noch staatliche Zuschüsse bekommen. Die Stadt dagegen denkt an ihr Budget und städtische Kindergärten sind dort einfach nicht rentabel, zumal es ja genügen Kindergartenplätze gibt. Und nicht jede Freikirche ist extrem, aber gerade Kindergärten können als, nennen wir es einmal publicity, für eine Freikirche dienen.

Wobei Religion, Extremismus, Missionierung usw. ohnehin eine eigene Frage ist, denn ich habe, nur ein Beispiel, einmal einem katholischen Mädchen ein Buch geschenkt, das ein zeitnahes Thema behandelte. Am nächsten Tag bekam ich das Buch ungelesen zurück, weil sie entdeckt hatte, dass es auf der schwarzen Liste der katholischen Kirche stand und von guten Katholiken nicht gelesen werden durfte. … So erfuhr ich zumindest, dass die katholische Kirche regelmäßig Zensurlisten veröffentlicht.

Um auch jeder Spekulation vorzugreifen: Ich bin Atheist und trat mit 18 aus der Kirche aus, weil ich jede Religion ablehne, und vielleicht gerade deshalb heute in einer Moschee ebenso verkehren kann wie in einer Kirche oder einem buddhistischen Tempel, wobei diese sakralen Gebäude oft sowohl architektonisch als auch kulturhistorisch von großem Interesse sind. Ich toleriere jeden Glauben, aber bin immer wieder erstaunt wie viel in einem Glauben Auslegung und Interpretation ist und gerade deshalb das Verständnis zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen auf dieser Welt verhindert. Ich könnte es vielleicht buddhistisch so ausdrücken: Einen Glauben bekennt man nicht, sondern man lebt ihn.


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Framsidan
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von Framsidan »

goteborgcity ich finde du übertreibst ganz schön.

Dass du selber Atheist bist, ist nicht zu überlesen.

Ich bin Katholik und wurde eigentlich streng katholisch erzogen aber keiner Gehirnwäsche unterzogen. Und jeder Mensch muss wohl auch selber denken, was deine Schwiemu scheinbar nicht gemacht hat.

Habe noch nie was von einer Zensurliste gesehen und gehört. Und ich habe schon immer gelesen was ich will. Nur könnte ich mir vorstellen dass du einiges im Bücherschrank hast das mir auch nicht zusagen würde

Mir persönlich ist es egal was wer glaubt. Nur kann ich nicht verstehen warum "andersdenkende" und Atheister immer so extrem sein müssen.

Wenn ich z.B. als Muslim in ein Land ziehe med "kristna värderinger" kann ich nicht erwarten dass sich alle nach mir richten. Nimm z.B. die Schulabschlussfeiern. Immer und ewig hat man da den blostertid nu kommer gesungen. Aber nein das darf man nich tmehr weil sich gewisse daran stören da es ursprünglich eigentlich ein Psalm war. Finde ich einfach lächerlich.
Alle Christen sollen sich einigen extremen anpassen.....

Dass es so viele Freikirchen gibt hier hat mich am anfang auch gewundert. Dass sie in den Schären besonders "gläubig" sind, ist ja bekannt.
Kenne eine junge Frau die dorthin gezogen ist und trotzdem sie nicht gläubig ist, auch keine Schwierigkeiten dort hat. Aber sie versucht halt auch nicht die Leute dort "umzukehren"

Von welchem Stadtteil redest du?

Framsidan


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Petergillarsverige
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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von Petergillarsverige »

Es gibt eine solche Liste verbotener Bücher, den Index Librorum Prohibitorum
http://de.wikipedia.org/wiki/Index_Libr ... ohibitorum

nur wurde der spätestens 1966 abgeschafft. Es gibt extreme katholische Gruppen, die weiterhin solche Indicees haben. Aber das sind Randerscheinungen. Offiziell gibt es die nicht mehr. Im Zeitalter des Internets ist das ohnehin absurd.


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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von goteborgcity »

Ich weiß, dass Religion zu den "heißen Themen" gehört, zumal es dabei keine klare Linie gibt, denn es gibt offene Katholiken, geschlossene Katholiken und nicht jeder Moslem ist ein Terrorist, was auch gut so ist.

Wenn ich auf die katholische Liste ansprach, so war das für mich Neuland von dem mir keiner meiner katholischen Bekannten je geredet hatte. Sie wussten so wenig wie ich, dass es solche Listen gab und immer noch gibt, auch wenn die Schicht, die sich daran hält, immer kleiner wird. Ich wollte nur darauf hinaus, dass sich Religion von Extremisten leicht ausschlachten lässt, weil die wenigsten, die in einer Glaubensgemeinschaft Mitglied sind so leben, wie ihr Glaube ihnen vorgibt, denn sonst hätten wir heute keine Pädophilie, keine Kriege, keine Gewalt usw. Die „Heiligen Kriege“ sind immer noch nicht zu Ende, von keiner Seite, denn der Glauben hat auch die heutige Gesellschaft und die heutigen Gesetze geschaffen, die nicht immer das Wohl der Weltgemeinschaft im Auge haben.

Und viele christliche Glaubensrichtungen machen es den sogenannten Gläubigen auch leicht, denn sie beichten ihre Sünden und schon ist alles ok. Kraft ist, wenn man zu seinen Taten persönlich steht und stehen muss, egal ob es eine „kleine“ Lüge ist oder mehr. Nur der, der seinen Glauben in die tägliche Praxis umsetzt ist wirklich gläubig, und da meine ich jetzt keine Extremisten, sondern die grundlegendsten Aussagen, die nahezu alle Glaubensrichtungen in ihren Schriften nennen, unter anderem das Gebot der Nächstenliebe, was Toleranz und vieles andere einschließt.

Ich habe in meinem Bekanntenkreis auch Mormonen und Zeugen Jehovas (die mich nicht konvertieren wollen!). Und ich habe von diesen kleinen Gruppen in gewisser Weise mehr Respekt als vor vielen sogenannten Christen, weil sie versuchen nach ihren Werten zu leben. Wenn Kaffee etwas schlechtes ist, so wird er eben nicht getrunken. So einfach ist das bei den Mormonen. Und ich kann mir nicht denken, dass nicht manche unter ihnen die „Verführung“ spüren.

Ich sage auch nicht, dass alle Freikirchen schlecht sind, sondern nur, dass es hier einige Extreme gibt. Die Menschen auf den Schären vor Göteborg sind überwiegend freireligiös, aber da kommen keine Missionsversuche vor und Andersgläubige haben eigentlich wenig Probleme, obwohl mir hier einige Vorfälle bekannt sind, die ich weniger gut finde, vor allem auf administrativer Seite, die von religiösen Vereinen gegründet wurden. Aber ähnliche Probleme gibt es auch unter anderen Gruppen, so dass ich nicht unbedingt sagen kann, dass dies auf die Freikirchen zu schieben ist.

Und, Framsidan, dass in meiner Bibliothek Bücher sind, die Du nicht lesen würdest, das ist auch normal, denn nicht nur, dass ich mehr als 10.000 Bücher besitze und damit vermutlich etwas über dem Durchschnitt liege, sondern ich habe Bücher zu allen möglichen Themen, wobei ich manche gelesen habe, weil ich mich informieren wollte und selbst nicht hinter der Meinung der Autoren stehe. Manche würde es bereits stören, dass ich Koran und mehrere Bibelversionen nebeneinader stehen habe (und die ich vermutlich öfter gelesen habe als so mancher gläubige Christ). Aber ich bin der Meinung, das man ohne Information in alle Richtungen, Hintergründe oft nicht versteht und sehr schnell zu Vorurteilen neigen kann und zu Meinungen, die man verallgemeinert.

Ich lerne jeden Tag etwas hinzu und muss meine Meinung immer wieder neuen Erkenntnissen anpassen, ohne je „alles“ zu wissen oder zu erfahren, aber ich versuche meinen Weg weiterzugehen. Ich werde daher auch in Zukunft Bücher kaufen und lesen hinter denen ich selbst nicht stehe und die ich nicht einmal anderen empfehlen kann. Und ich meine jetzt nicht meine „Sammlung“ an wissenschaftlichen Werken aus Biologie, Chemie und Wirtschaftswissenschaften, Themen, die mich immer faszinierten, sondern ich meine Sachbücher und Romane.

Ich bin auch nicht Atheist um Atheist zu sein, aber leider gibt es kein anderes Wort für jemanden, der nur die Religionen ablehnt, weil Religionen sehr viel Schaden auf dieser Welt angerichtet haben und immer noch anrichten, immer mit dem Hinweis auf einen Gott, der ihnen das angeblich gesagt hat, obwohl es nur die menschlichen Vertreter waren, die, wie viele Politiker, ihre eigene Meinung als Wahrheit ausgeben können. Dies war nicht der Gedanke, als sich Glaubensrichtungen entwickelten, nicht einmal in der nordischen Mythologie, die für Hitler so bedeutend war und damit den Tod sehr vieler Menschen verursachte.

Ich würde auch gerne wissen, wie viele Menschen dieser Erde noch für ihren Glauben in einer Arena mit Löwen sterben würden und wie viele dann, zumindest nach außen, ihren Glauben ablegen würden und die Rolle eines Judas einnehmen. Ganz ehrlich, dann bleibe ich lieber ohne Glaubensbekenntnis.


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Re: Religionsfreiheit in Schweden

Beitrag von Petergillarsverige »

Nimmst mir nicht übel: Wenn du Recht hättest, bräuchtest du nicht so viele Worte :thumbsup:
Ich für meinen Teil würde eher sterben, als den Glauben verleugnen. Ich hab auch 18 Jahre bei einem christlichen Verein gearbeitet, bei geringem Einkommen, weil mir das Thema wichtig war.
Natürlich kann ich nicht für alle Christen sprechen. Aber viele haben viel geopfert. (Sklavenbefreiung z.B.)


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