Durch Sarek- und Stora-Sjöfallet Nationalpark 2015 Teil 1

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Erny
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Durch Sarek- und Stora-Sjöfallet Nationalpark 2015 Teil 1

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Rot-blaue Linie = gleicher Weg wie im Jahr 2013
Grün-gelbe Linie = neue Herausforderungen

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08. - 09.August

Tja. Eigentlich ist es jedes Jahr das Gleiche. Rucksack schultern, Tagesrucksack mit der Reisenahrung in die eine Hand, aus der Wohnung raus, einmal über den Hügel der Altstadt zum Bahnhof, und wie immer Gleis 5.

Als kleine Vorgeschichte ist noch zu erwähnen, dass schon beim Ticketkauf man mir gesagt hat, dass der Zug nur bis Rødby fahren würde, dort müsste ich in den Regionalzug umsteigen, da der ICE von Rødby wieder zurück nach Deutschland fahren würde.

Nun, solange ich rechtzeitig in Kopenhagen ankommen würde, war es mir ja egal, trotzdem fragte ich gleich nach, ob der Zug denn wirklich bis nach Rødby fahren würde, da es doch eigentlich unsinnig sei, den Zug in Puttgarden auf die Fähre zu schicken, in Rødby ihn die Fähre verlassen lässt, am Bahnhof, knapp 100 m hinter der Fähre uns aussteigen lässt und dann den Zug wieder auf die Fähre zurück schickt. Man bestätigte mir, dass der Zug noch über die Fähre fahren würde.

Der Zug kam auch pünktlich, und so ging es ohne Probleme Richtung Fähre. Auch im Zug bestätigte man uns allgemein, über die Lautsprecher, dass der Zug bis Rødby fahren würde. Man wies sogar noch einmal explizit darauf hin, dass man auf der Fähre nicht im Zug bleiben dürfte, sondern sich auf die Besucherdecks zu begeben hätte.

Auf der Höhe von Oldenburg wurde uns dann aber mitgeteilt, dass wir doch schon in Puttgarden den Zug zu verlassen hätten, zu Fuß auf die Fähre müssten und dann in Rødby in den entsprechenden Regionalzug steigen müssten.

Der Zug bremste bereits ab, um in Puttgarden zu halten, da wurde noch schnell durchgegeben, dass in Rødby kein Regionalzug auf uns warten würde, sondern Busse bereitgestellt sind.

Einige Leute, die wohl in Kopenhagen den Anschlusszug gebucht hatten, wurden merklich nervös. Nun, ich war da ja etwas vorsichtiger gewesen und hatte mir in Kopenhagen zwei Stunden Aufenthalt gesichert. Das dürfte wohl als Sicherheit genügen.

Eine Frau mit einem kleinen Mädchen, die wohl beide das erste Mal die Strecke fuhren, fragte mich völlig nervös, wie weit es denn vom Bahnhof zur Fähre – und in Rødby von der Fähre zu den Bushaltestellen sei, und wie sie denn dort das finden sollte. Ich sah wohl so rustikal gekleidet aus, dass die Frau annahm, ich würde des Öfteren nach Norden fahren und hätte also einen gewissen Wissensvorsprung.

Auch wenn ich selbst noch nie in Puttgarden und Rødby umgestiegen bin, da der Zug aus Lübeck es bis jetzt immer geschafft hatte, bis Kopenhagen zu kommen, nahm ich die beiden an die Leine. In Puttgarden wusste ich immerhin, dass die Fähre gleich hinter dem Bahnhof liegen würde, und vom Bahnsteig aus ist so eine Fähre ja nicht zu übersehen, und in Rødby nahm ich an, dass die Busse gleich am Bahnhof stehen würden, der auch kurz nach der Anlegestelle sich befindet. Außerdem, wenn man nicht gleich als Erster aus der Fähre läuft, braucht man eigentlich nur der Masse nachlaufen. Und sollte das falsch sein, haben sich eben alle geirrt, und leer würden die Busse sicher nicht losfahren. Immer der Herde hinterherlaufen, mag zwar oft falsch sein, aber hier war ich mir ziemlich sicher, dass das kein großer Fehler sein würde. Ich brachte also die beiden wohlbehalten zur Fähre und auf der Fähre machten wir als Treffpunkt den Passagierinformationsstand ab, wo ich sie, als wir in Rødby einliefen, wieder abholte, und sie zur Bushaltestelle brachte, wo schon Busse, mit einem Zug-Logo und den Hinweis „Kopenhagen“, auf uns warteten.

Rucksack in den Gepäckteil eines der Busse und ab in den Bus.

Ohne Aufenthalt zwischen durch, ging es direkt zum Kopenhagen Hauptbahnhof, sodass wir sogar vor der Zeit ankamen, zu der der Regionalzug dort eintreffen sollte.

Der Rest ging dann völlig nach Plan weiter. Von Kopenhagen nach Stockholm, und von dort mit dem Nachtzug nach Gällivare.

Bahnsteig Gällivare. UMein Zug, kurz vor der Weiterfahrt (ohne mich) nach Narvik.

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10. August

Von Gällivare ging es mit dem Bus nach Ritsem zur Fjällstation, und von dort mit dem Boot der Fjällstation über den Akkajaure, an die Südseite des Sees,

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wo ich mich auf dem Padjelantaleden auf den Weg nach Süden machte.

Die Hoffnung, dass ich mich so ziemlich alleine auf den Weg machen würde, zerschlug sich leider sehr schnell. Nicht, dass die anderen Wanderer, die auch mit der Fähre über den See gekommen waren, mir ständig vor den Füßen herumtrampelten; nein, das war es nicht. Aber ich war noch keine fünf Minuten unterwegs, da hatte ich schon mehr Mückenstiche, als ich vor zwei Jahren während der ganzen Wanderung bekommen hatte, als ich auch von hier gestartet war. Die Viecher waren einfach überall. Und das in Massen.

Ich war also noch gar nicht richtig losgewandert, da hieß es schon gleich erst einmal anhalten und sich ordentlich mit Mückenschutz einschmieren. Und das gründlich, auch die Haare komplett, da bei meinem kurzen Haarschnitt die Mücken auch dort voller Begeisterung auf mich einstachen. Diesen Wink mit dem chemischen Zaunpfahl verstanden auch die Mücken und hielten sich, zumindest etwas, auf Abstand.

Ich ging an den Akka-Fjällhütten vorbei und genoss es wieder hier zu sein. Der Padjelantaleden ist gut ausgetreten, teilweise könnte man schon sagen, zu gut ausgetreten, da es direkt auf dem Weg überhaupt keine Pflanzen mehr gibt, und die nackte Erde, bei jedem Sturzregen, weiter weg geschwemmt wird. Wo es etwas sumpfig oder sonst schwierig wurde, waren Holzbohlen ausgelegt, sodass es hier überhaupt keine Schwierigkeiten gab. Meine erste größere Pause machte ich an der Brücke, die über den „Vuojatädno“ führt. Keks- Wasser- und Fotopause.

Der „Áhkká“, links von mir, hatte dieses Jahr eindeutig mehr Restschnee als in sonstigen Jahren im August. Der Frühling war dieses Jahr hier im Norden unterdurchschnittlich warm gewesen, regelrecht kalt, und jetzt im August war es auch noch viel zu kalt für die Jahreszeit, was auch mir gleich aufgefallen war.

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Aber die Kälte hielt die Mücken nicht davon ab, sich sofort, als ich stehen blieb, auf mich zu stürzen. Bevor ich also mit meiner Pause anfing, schmierte ich mich noch einmal ausgiebig mit Mückenschutz ein.

Ach, es war fantastisch wieder hier zu sein. Ich genoss das gute, wenn auch kalte Wetter, auch wenn die Mücken weiterhin fleißig versuchten an mein Blut zu kommen. Zum Glück hatte ich ausreichend Mückenschutz mit, sodass ich mir die Blutsauger, sollte es nicht besser mit ihnen werden, auch während der ganzen Wanderung einigermaßen auf Abstand halten konnte.

Dann machte ich mich auf den Weg über die Brücke, und dahinter gleich an den folgenden steilen Anstieg. Der einzige größere Höhenunterschied am heutigen Tag. (Von da oben schoss ich das untere Foto auf der vorherigen Seite, das den Fluss, über den ich gerade gekommen war, weiter in Richtung Fluss aufwärts zeigt.)

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Der Weg ging mal oberhalb der Baumgrenze längs, sodass ich eine weite Fernsicht hatte, mal lag er unterhalb der Baumgrenze, sodass ich dann durch einen lockeren Birkenwald ging. Hier auf der Strecke kannte ich den Weg schon, erst ungefähr in zwei Tagen würde ich Neuland betreten, und so ging ich gemütlich in Richtung Süden. - Gegen 15:30 Uhr kam ich, nachdem ich über die Brücke, die über den „Sjnjuvtjudisjåhkå” gespannt ist, gegangen war, an den Platz, wo die drei Nationalparks (Padjelanta, Strora-Sjöfället und Sarek) zusammenstoßen.

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Ich schoss noch schnell von der Brücke aus ein Foto in Richtung des Sareks, und suchte mir dann in diesem Dreieck, das zwischen den beiden Flüssen „Sjnjuvtjudisjåhkå” und „Sjpietjavjåhkå” liegt, an dem zweitgenannten Fluss, der klares Wasser mit sich führt (der andere hat Gletscherwasser), einen schönen Übernachtungsplatz, machte es mir dort gemütlich und ließ den Rest des Tages, meist sitzend gegen meinen Rucksack gelehnt, ruhig ausklingen, während ich es einfach innerlich genoss, wieder hier zu sein.

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11. August

Über Nacht bin ich einmal kurz wach geworden, da meine Nase dicht war, was bei mir auch gleich immer mit leichten Kopfschmerzen verbunden ist. Ich bin aber schnell wieder eingeschlafen, und erst gegen 7:30 Uhr endgültig, mit dichter Nase und leicht geschwollenen Augen, wach geworden, und bin dann auch gleich aufgestanden. Ich holte mir Wasser vom Fluss, kochte Frühstück, packte in aller Ruhe meine Sachen, mit vielen Pausen, um mir einfach nur die Gegend anzusehen, und gegen zehn Uhr bin ich dann losgekommen. Diesen Teil des Weges kannte ich ja noch von meiner letzten Wanderung hier auf der Ecke, und so ging es gleich, ohne groß nach dem Weg suchen zu müssen, frohgemut, Richtung Osten, ins Sarek.

Zuerst kam ein kurzer, steiler Anstieg. Mein Übernachtungsplatz war, während der großen Eisschmelze nach der letzten Eiszeit, schon der Grund des Flusses gewesen, der hier entstand, in dem die Flüsse „Sjnjuvtjudisjåhkå” und „Sjpietjavjåhkå” an dieser Stelle zusammenfließen. Damals führten beide Flüsse wesentlich mehr Wasser als heutzutage, sodass das hier alles unter Wasser stand. Jetzt kletterte ich an der Abbruchkante zwischen den Flüssen hoch, zum ehemaligen Ufer, um auf die Hochebene zu gelangen. Dort ging es in Richtung Osten, immer im leichten Abstand vom südlichen Ufer des „Sjnjuvtjudisjåhkås”, während der „Sjpietjavjåhkå” nach Süden verschwunden war. Auf meiner rechten Seite erhob sich jetzt der Gisuris. Der Weg, wenn auch nicht markiert, war deutlich zu sehen und war, ohne Wurzeln und Steine, sehr angenehm zu gehen. (Fotos unten.) Ich bin ganz gemütlich, mit vielen kleinen Pausen zum schauen und fotografieren, den Weg bis zu der Stelle gegangen, wo ich schon vor zwei Jahren mein Zelt aufgeschlagen hatte.

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12. August

In der Nacht hat es geplattert, bis zum geht nicht mehr. Ein Glück, dass mein Zelt innen hohl ist, und ich daher nicht draußen übernachten musste.

Als ich gegen halb acht richtig wach wurde, war die Sturzflut vorbei. Draußen wehte ein steifer Wind. Das hatte es auch schon gestern getan, nur ist der Wind gestern aus Süden gekommen und war entsprechend warm, heute kam er aus dem Norden, und war entsprechend kalt. Der Himmel war ziemlich bewölkt, mit Wolken, die sehr tief hingen und dunkel waren. Es sah nach Regen aus.

Kurz vor elf bin ich dann losgekommen. Das Wetter war inzwischen sehr unterschiedlich. Neben dunklen Wolken tauchte auch immer wieder blauer Himmel auf. Während ich beim Packen war, hatte es mal kurz ein bisschen geregnet, was mich leicht irritierte, da das genau zu dem Zeitpunkt passierte, als direkt über mir wirklich absolut blauer Himmel zu sehen war.

Das Wetter wurde mit der Zeit immer besser, die blauen Flecken im Himmel immer größer, nur der Niak trug, wie schon vor zwei Jahren, ständig eine Pudelmütze.

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Und es lag eindeutig mehr Schnee noch in der Landschaft, als vor zwei Jahren, zur gleichen Zeit.

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An dieser Strecke konnte man selten mal einen Trampelpfad sehen, sodass man mehr nach Gefühl ging, und einfach nur die Richtung, Richtung Osten, einhielt. Die verfallene Kote, die ich vor zwei Jahren weit links von mir gelassen hatte, tauchte bald direkt vor mir auf, sodass ich sie mir näher anschaute.

Nicht unbedingt nach den neusten Bauvorschriften, und nicht mehr mehr ganz auf dem neusten Stand, aber interessant.

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Bald kam ich an die Stelle, wo der Sjnjuftjutisjåkå sich, aus meiner Wanderrichtung ausgesehen, teilt, wobei es aber, stromrichtungsmäßig umgedreht ist. Der Souttas-jåkka, der von Osten kommt, und der Niakjåkåij, der von Süden kommt, vereinigen sich hier zum Sjnjuftjutisjåkå. Am Niakjåkaij bin ich vor zwei Jahren nach Süden abgebogen, dieses Jahr wollte ich den Fluss hier überqueren, und dann südlich vom Souttas-jåkka weiter nach Osten laufen.

Ich ging den Abhang herunter zum Fluss, suchte mir eine Stelle, die mir gut zum durchwaten schien, zog meine Wanderstiefel und die Socken aus, die Sandalen an, zog die Hosenbeine über die Knie, und machte mich mit dem Rucksack auf dem Rücken auf, den Fluss zu durchwaten. Das klappte auch ganz gut, auch wenn das Wasser teilweise ziemlich reißend war und teilweise auch bis über die Knie ging – und ganz nebenbei saukalt war.

Drüben angekommen, machte ich mich wieder auf den Weg zurück, um meine Kamera und die Stiefel zu holen. Wieder am Ausgangsufer angekommen, konnte ich drüben am Ufer meinen Rucksack als kleinen schwarzen Fleck sehen.

Noch schnell ein Foto von meinem einsamen Rucksack, bzw. von dem kleinen schwarzen Fleck, der den Rucksack darstellte (in der Mitte vom Bild,direkt am gegenüberliegendem Ufer), und dann ging es wieder durch den Fluss.

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Wer sich hier fragt, warum ich zweimal, genau genommen dreimal, die Strecke gegangen bin, hier eine kurze Erklärung. Mich auf das Gewicht meines Rucksackes, und auf den Fluss zu konzentrieren, aufpassen, dass ich ordentlich Halt findend rüber komme, reicht mir. Da dann noch vorne die Kamera und zwei Stiefel baumeln zu haben, stört mich dabei. Dann gehe ich lieber dreimal durch den Fluss.

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Am Ostufer die Füße zum Trocknen in den Wind gehalten, und dann ging es, wieder in Socken und Stiefeln, weiter, am Ufer des Souttas-jåkka längs.

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An einem kleinen Bach, der nicht aus einem Gletscher gespeist wurde, und daher schön klar war, schlug ich dann mein Zelt auf. Auch wenn das Wetter den ganzen Tag sehr stürmisch gewesen war, und es viele Wolken gegeben hat, hatte es nur selten immer wieder kurz geregnet. Es war ein toller Wandertag gewesen. Mit viel schauen und gucken, fotografieren und wieder schauen und gucken, hatte das Wandern Spaß gemacht. Die Flussdurchwatung war ohne Probleme bewältigt worden, und mit ihr wanderte ich nun auf neuen, mir noch unbekannten Wegen. Wobei, einen Weg gab es hier nicht.

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13. August.

Gegen sieben Uhr war ich wach geworden und habe aus dem Zelt geschaut. Es gab keinen Regen und über mir sah es auch gar nicht so schlecht aus, aber von Westen kam eine dunkle Wand auf mich zu, die fast bis zum Boden reichte. Außerdem wehte von Westen her ein sehr kalter Wind. Na ja, bis jetzt soll ja der ganze Frühling hier sehr kalt und feucht gewesen sein, und der Sommer selbst hier noch gar nicht eingetroffen. Ich kroch schnell aus dem Zelt, holte mir Wasser für Pasta und Tee, und verkroch mich erst einmal wieder ins Zelt , um noch einmal eine Runde zu schlafen.

Dann, während es draußen regnete, kochte ich im Zelt Frühstück, aß es liegend und dann fing ich an zu packen. Der Regen hörte auch dann bald auf, und ich bin so gegen elf losgekommen, nachdem ich dann einfach noch so, um meinen Zeltplatz, mit der Kamera eine Runde gedreht hatte. Die Landschaft sah auf jeden Fall toll aus.

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Teilweise war der Weg voller Blocks, sodass viel balanciert werden musste, teilweise war ein bisschen Sumpf, über den ich versuchte mit leichten Schritten rüber zu kommen. Vom Fluss hielt ich etwas Abstand, da der Fluss durch ein überflutetes Sumpfgebiet ging, an dessen Rand, teilweise durch Sumpf, teilweise durch Geröll ich wanderte. Regnen tat es nicht, aber es sah immer so aus, als ob jeden Augenblick etwas herunterkommen würde.

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Am späteren Nachmittag kam ich dann an die Stelle, an der der Fluss gen Süden abbog, wobei, wie schon gehabt, fließmäßig gesehen, er von Süden kam und hier gen Westen abbog.

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Also, Schuhe und Strümpfe aus, Sandalen an, Rucksack auf, eine relativ breite und ruhige Stelle gesucht, und rein ins Wasser. Teilweise ging es bis über die Knie, aber es war an dieser Stelle nicht, von den letzten zwei Metern mal abgesehen, sehr reißend, sodass auch das gut über die Bühne ging. Dann wieder zurück, Kamera und Stiefel holen, und dann erst einmal, während die Füße trockneten, einen Blick auf die Karte werfen, wie es denn nun weiter gehen sollte.

Den ganzen Tag hatte von hinten ein kalter Wind geweht, und die nächste dunkle Wolkenbank näherte sich, sodass ich dann doch beschloss hierzubleiben. Ich musste mir auch langsam klar werden, wie ich überhaupt weiterlaufen wollte. Einerseits würde ich viel zu früh in Saltoluokta ankommen, wenn ich so weiter wandern würde, und anderseits hatte ich inzwischen meinen ersten Plan, auf den Skanatjåkkå hochzusteigen, aufgegeben. Die Wolken waren einfach zu tief. Da oben würde ich nur in Wolken gehen.

Also baute ich erst einmal mein Zelt auf, zog mich, als die Wolkenbank mich erreicht hatte, nachdem ich mir noch Teewasser geholt hatte, ins Zelt zurück und grübelte über der Wanderkarte nach, wie ich denn nun weitergehen wollte.

Vom Westen kam weiterhin „viel Wetter“ in meine Richtung.

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14. August

Halb acht schaute ich aus dem Zelt. Es regnete nicht, aber die Wolken hingen so tief, dass man schon fast sich den Kopf daran stieß.

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Wasser für das Frühstück und den Tee aus dem stahlgrauen Wasser geholt, und im Zelt gekocht. Dann in aller Ruhe gepackt und los. Auch wenn das Wetter wirklich nicht toll war, war die Landschaft doch so sehenswert, dass ich wieder viel Zeit beim Packen vertrödelte.

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Erst irgendwann nach elf Uhr kam ich los. Der Wind war kalt, es sah nach Regen aus, und das Gelände war ohne Blocks, dafür aber leicht sumpfig.

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Und dann kam die ganz große Wende auf dieser Wanderung. Während am Morgen man noch fast mit dem Kopf gegen die Unterseite der Wolken gestoßen war, wurde von Stunde zu Stunde das Wetter besser. Zuerst waren kleine Wolkenlücken zu sehen, die aber schnell immer größer wurden. Und als ich an die Stelle kam, an der man einen schönen Ausblick nach Süden hatte und in das Tal des Guhkesvákkjåhkåschauen konnte, an dessen Südwestseite das Sarektjåkkå-Massiv mit seinen Nebenbergen lag, waren nur noch wenige Wolken am Himmel, ansonsten war dieser blau.

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Ein bisschen unschlüssig stand ich in der Landschaft herum, da ich eigentlich nicht wusste, wohin ich wollte. Beim gestrigen Grübeln über der Karte ist eigentlich nur herausgekommen, dass ich nicht über den Skanatjåkkå wollte, und dass eine direkte Wanderung durch das Guhkesvákkjåhkå-Tal mich viel zu früh in die Richtung, von der Fjällstatin Saltoluokta bringen würde. Außerdem wollte ich etwas Höhe gewinnen, um einen besseren Ausblick auf das Sarektjåkkå-Massiv zu bekommen.

Ich war da noch so, in der Gegend herumstehend, am Grübeln, da stach mir auf einmal der Alep Gássavárasj ins Auge. Eine Erhebung (1048 m), die nicht einmal ein Kilometer östlich von mir, auch einfach so, wie ich, in der Landschaft herumstand. Von da oben müsste doch der Ausblick schon mal viel besser sein, als von hier unten.

Zumindest ein kurzfristiges Ziel hatte ich nun, löste mich von meinem Herumgestehe, und machte mich auf den Weg.

Und es sollte sich lohnen.

Auf dem Gipfel angekommen, den Rucksack bereits abgelegt, lief ich erst einmal, ohne Kamera, am Osthang längs, und schaute fasziniert auf das Sarektjåkkå-Massiv und seine Nachbarn. Dann ging es auf den allerhöchsten Punkt, und ich genoss eine fantastische Aussicht in alle Richtungen.

Also wirklich. Sollte sich einer dort hin verirren, und hat tolles Wetter, muss der Alep Gássavárasj absolute Pflicht sein. Wäre da oben Wasser gewesen, hätte ich dort mein Zelt aufgeschlagen und wäre erst am nächsten Tag von dort weggekommen.

Nach den ersten Aufregungen musste ich erst einmal meinen Rucksack suchen, nahm dann meine Kamera und ging, grob alles, was ich vorher ohne Kamera abgegangen war, noch einmal ab.

Blick zurück (Richtung Nord-Westen) zum Akka

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Blick nach Süd-Westen. Das Sarek-Massiv.

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Der Sarektjåhkkå

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Blick nach Norden

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Danach nahm ich mir meine Wasserflasche, eine angebrochene Kekspackung und setze mich an die Ostseite, also mit Blick auf das Sarektjåkkå-Massiv und seiner Nachbarn, und machte eine ausgiebige Keks-, Wasser- und Wohlfühl-Pause.

Die Aussicht und das Feeling waren fantastisch. Hier zu sitzen heißt zu wissen, warum man mit 25 kg auf dem Rücken mitten durch die Walachei und durch Bäche geht.

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Irgendwann am späteren Nachmittag verließ ich dann den Berg in Richtung Süden, um an dem Bach, der dort, nicht ganz zwei Kilometer entfernt, liegen sollte, zu übernachten. Die letzten zweihundert Meter zum Bach wurden richtig sumpfig, sodass ich fast tänzelnd, mit einigen tieferen Einsackern, diese Stelle durchschritt.

Direkt am Bach hörte der Sumpf auf, und ich fand einen wunderschönen, klaren Bach vor, dessen Grund aus einer reinen Lage von ganz kleinen Kieselsteinen bestand. Es war ein Traum von einem Bach.

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Da ich durch den Sumpf nicht alleine gegangen war, eine dicke dunkle Wolke von Mücken hatte mich begleitet, durchquerte ich den Bach noch und erstieg die kleine Anhöhe auf der der anderen Seite, um etwas von dem Wohngebiet der Mücken Abstand zu bekommen.

Wie ich auf der Anhöhe dann aber feststellte, gab es auch dort schon Anwohner. Allerdings waren diese, entgegen den Mücken, nicht von meiner Anwesenheit begeistert.

Ich hatte gerade meinen Rucksack, da ich einen schönen Zeltplatz gefunden hatte, abgelegt, als das Gezeter losging. Gezeter und aufgeregtes hin und her Gefliege, also ein eindeutiger Versuch, auf sich aufmerksam zu machen. Wohl um mich von einem Nest wegzulocken.

Ich nahm daher meinen Rucksack wieder auf und folgte der Platzanweiserin so lange, bis das Gezeter und Herumgeflatter aufhörte und sie in einem großen Bogen wieder dorthin zurück flog, von wo sie herkam.

Dann fing ich an, mein Zelt aufzubauen. Ich würde zwar noch misstrauisch beäugt, aber der Abstand war wohl doch groß genug, denn es wurde nicht mehr gemeckert.

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Und was die Aussicht betraf – ich hatte schon schlechtere Plätze auf meinen Wanderungen.

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Ganz nebenbei, man erinnere sich, wie das Wetter noch am Morgen ausgesehen hatte.

Dann ging es irgendwann ins Zelt, dort die anwesenden Mücken totgeschlagen, und dann gute Nacht.

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15. August

Mies geschlafen, aber ich fühle mich doch gut. Gleich mal aus dem Zelt gekrochen, damit auch die Mücken ihr Frühstück bekamen, und erst einmal die tolle Aussicht genossen, während ich in aller Ruhe vom Bach Wasser holte.

Auch die Aussicht aus der Küche heraus war in der Vergangenheit schon mal schlechter gewesen.

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Trotz des bombastischen Wetters steckte aber der Gipfel des Skanatjåkkås in den Wolken, was mich weiterhin bestärkte, nicht über diesen Berg zu gehen.

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Auch weiter im Osten sah ich eine große Wolkenbank, wobei aber noch nicht ersichtlich war, welche Richtung sie einschlagen würde, denn an die Windrichtung schienen sich die paar Wolken, die am Himmel hingen, nicht zu halten. Der Wind kam zwar aus dem Süden, war aber doch sehr kalt. Aber so wie die Sonne schien, war das eher etwas erfrischend.

Blieb die Frage: wohin?

Nun, erst einmal wurde in der wunderbaren Küche gekocht, dann dort auf einem Sitzfelsen, die Aussicht genießend, gegessen, und dann in aller Ruhe, mit viel Pausen, um sich die tolle Gegend anzusehen, gepackt.

Auch wenn es mir richtig schwer viel, gegen 11 Uhr trennte ich mich von diesem fantastischen Platz.

Zuerst ging ich etwas unmotiviert, da ich eigentlich immer noch nicht richtig wusste, wo ich jetzt eigentlich hin wollte, Richtung Süden, westlich eines Schneefeldes längst, und überlegte weiter vor mich hin, wie es weiter gehen sollte.

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Als ich am Ende des Schneefeldes angekommen war, war die Entscheidung gefallen, und ich bog scharf nach links, um Richtung Ost-Nord-Ost, (in den nächsten Tagen) nördlich des Skanatjåkkå an ihm vorbei, hinter ihm, also nordöstlich von ihm, in den Stora Sjöfälltet-Nationalpark zu gelangen, und dann von dort langsam in Richtung der Fjällstation Saltoluokta zu gehen.

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An einem schönen Bach machte ich eine längere Pause, auch um mich ein bisschen mit der dortigen Flora zu beschäftigen.

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Dann ging es teilweise durch Geröllhalden weiter, bis die beiden Seen Nuortab Tjivrajávrre (im nächsten Foto links im Bild) und Oarjep Tjivrajávrre (rechts im Bild) vor mir auftauchten. Genau zwischen den beiden wollte ich über den Fluss.

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Auf dem Weg dorthin stand ich dann noch einmal unter schärferer Beobachtung. Aber ich sah wohl doch noch zu fit aus, um als Abendessen zu dienen, sodass man sich letztendlich nicht weiter mit mir beschäftigte.

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Dann kam ich an den Fluss, zwischen den beiden Seen. Bevor ich hier aber groß wieder die Wanderstiefel ausziehen würde, wollte ich erst einmal schauen, wie der Fluss denn an den Übergängen zu den Seen aussah. Da es an solchen Übergängen oft breiter wird, ist es dort oft ruhiger und, mit etwas Glück, auch nicht so tief. Zuerst ging ich nach Norden, wo, am See, angekommen, es schon vielversprechend aussah, dann ging ich nach Süden, zu dem zweiten See, und dort sah er sehr gut aus. Direkt am Übergang vom Fluss zum See, wo auch schon das Gefälle vorbei war, verbreiterte sich die ganze Sache und es lagen ausreichend Steine dort zum anderen Ufer. An einigen Stellen zwar nur bis vielleicht 10 cm unterhalb der Wasseroberfläche, aber das würde gehen, um in Wanderstiefeln, trockenen Fußes, den Fluss zu durchqueren.

An der anderen Seite schlug ich auch gleich mein Zelt auf.

Im Hintergrund, hinter dem linken Endes des Zeltes, kann man auf dem folgenden Foto auch gut sehen, dass man dort gut über den Bach kommen konnte.

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Hier genoss ich dann noch den Rest des Tages bei einer wunderbaren Aussicht und leichten Spaziergängen, ohne Rucksack. Erst gegen 22 Uhr verkroch ich mich in meinen Schlafsack.

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16. August

So toll dieses absolut klare Wetter ist, wurde es über Nacht jetzt dann auch dementsprechend, im Gegensatz zu den vorherigen Nächten, sehr kalt, und mein relativ leichter Sommerschlafsack kam an seine Grenzen. Irgendwann in der Nacht bin ich mal wach geworden, habe mir ein paar Socken aus dem Rucksack geholt, und angezogen. Gegen. Kurz vor sechs Uhr fing die Sonne auf mein Zelt zu scheinen, und binnen kurzer Zeit wurde es richtig warm um mich herum.

Gegen Sieben bin ich dann aufgestanden, in Ruhe Frühstück gekocht und gegessen, meinen kleinen Tagesrucksack von dem bis her angefallenen Müll befreit, Wasserflasche und Keksrolle dort hineingepackt, und dann, mit Kamera los, bergauf und Richtung Süden. Heute sollte Fotoshooting sein.

Es war (leider) leicht windig, sodass auch keine Mücken anwesend waren. Das ”Leider” mag etwas unverständlich klingen, war aber berechtigt, da ich, wegen des Fehlens der Mücken, nicht an meinen Mückenschutz dachte. Als ich eine halbe Stunde unterwegs war, hörte der Wind (leider) auf zu wehen. Und die Mücken kamen aus ihren Löchern gekrochen, und mein Mückenschutz war weit weg.

Somit war ich leider den ganzen Tag nicht alleine unterwegs, und ich hatte nichts mit, um die Blutsauger auf Abstand zu halten.

Sobald ich an Höhe gewonnen hatte, kam das ganze Panorama so richtig zur Geltung.

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Weit in Nord-Westen – das Ákká-Massiv. Mein Zelt, dass rechts von dem zentralen See, an dem Fluss (schwach zu erkennen), der von See am rechten Bildrand kommt, stand, war nicht zu sehen.

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Niják, Suottasjtåhkkå, Gassakammen

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Sarektjåhkkå, und unten im Tal der Guhkesvákklåhkå, der bereits hier eine größere Herausforderung wäre zu durchwaten, als, nur ein paar Kilometer weiter oben, wo ich noch, von Stein zu Stein gehend, trocken rüber kam.

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Ganz weit im Süden, am Ende des Tales, konnte ich den Vuojnesvárasj entdecken. Den kleinen Berg (1006 m), auf dem ich vor zwei Jahren, einen wunderschönen Fotoshooting-Tag erlebt hatte.

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Ein Blick nach Norden

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Ich verweilte eine ganze Zeit dort oben. Als ich mich am Nachmittag langsam wieder in Richtung meines Zelte aufmachte, war die Sonne so weit gewandert, dass ich nicht mehr gegen die Sonne fotografierte, um das Tal aufzunehmen, was man sofort an der Farbe des Wassers sah, das nicht mehr nur einfach silbern glänzte.

Der kleine Berg, hinten, links von der Bildmitte, dessen linke Seite im Schatten liegt, das ist der Vuojnesvárasj (au dem ich 2013 oben einen tollen Tag erlebt hatte).

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Die Aussicht war einfach toll. Auch auf dem ”Heimweg” schoss ich noch viele Fotos.

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Das war ein toller Tag gewesen. Auch wenn ziemlich angestochen wurde und wohl so einiges an Blut verloren hatte.

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17. August

Hatte mies geschlafen, oft aufgewacht, da die Nase zu war, und mein Kopf brummte.
Das wurde auch nach dem Frühstück nicht besser, sodass ich im Grunde flach lag. Erst am Nachmittag machte ich mich auf, doch noch mein Zelt abzubauen und etwas zu wandern.


Aber weit kam ich nicht. Allerdings gewann ich etwas an Höhe, sodass ich einen schönen Zeltplatz mit Panoramaansicht bekam.

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Von dort machte ich dann, als es anfing zu dämmern, noch eine kleine Runde mit der Kamera.

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18. August

Ohne Kopfschmerzen aber mit dicker Nase und dickem Hals wach geworden. Zum Glück musste ich hier oben wenig reden, nicht einmal ein Rentier war anwesend, mit dem man Höflichkeiten austauschen muss. Mir wäre nur ein Gekrächze aus dem Mund gekommen. Irgendwie hatte ich wohl einen kleinen Rückfall zu meiner Sommergrippe, die ich direkt vor der Reise hatte, und ich, von der noch nicht ganz geheilt, mich nach Norden auf den Weg gemacht hatte.

Schon gestern Abend hatte ich gemerkt, dass ich meine Wasserflasche unterwegs verloren haben musste. Das was einmal sehr ärgerlich, da bei dem Wetter ein kleiner Schluck unterwegs, wenn auch kein Bach in der Nähe ist, sehr wohltuend ist, anderseits hat diese Wasserflasche mir runde 5 Jahre gute Dienste geleistet. Und es war ein Markenprodukt gewesen, Marke ”Fanta”, das mir damals ein oder zwei Schwedenkronen (zuzüglich eines kleinen Aufschlages, den man für den Inhalt, der einem für die Erstbenutzung der Flasche zur Verfügung gestellt wurde), im Pressbyrån des Stockholmer Centralbahnhofs, gekostet hatte.

Die Nacht war kalt gewesen, also musste das Wetter gut sein. Im Zelt war aber wenig davon zu spüren, da keine Sonne auf das Zelt schien.

Das Außenzelt war auf der Innenseite voller Mücken. Trotzdem schnell raus um Wasser zu holen. Draußen sah ich dann auch, warum keine Sonne auf mein Zelt schien. So was passiert nun einmal, wenn man am Westhang eines Berges zeltete. Aber ich sah schon, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Sonne auch mich erreichte.

Leicht angeschlagen, mit dicker Nase und dickem Hals, machte ich mir dann mein Frühstück, sobald die Sonne auch mich erreicht hatte.

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Die Panoramatapete in der Küche war mal wieder erste Sahne.

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Und, die kalte Nacht hatte wohl doch erhebliche Opfer unter den Plagegeistern gebracht.

Auch wenn ich heute relativ früh aufgestanden war, schaffte ich erst nach 12 Uhr den Aufbruch. Die Aussicht, rüber zu dem Sarek-Massiv und zu dem Akka, war einfach zu bombastisch. Auch als das Zelt schon längst eingepackt war und der Rucksack gepackt, lag ich, den Rucksack als Rückenstütze dort und schaute völlig begeistert nach Westen.

Aber dann riss ich mich doch von dem fantastischen Panorama los, und machte mich, mit einem sehnsuchtsvollen Blick zurück, auf den Weg.

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Am Anfang war das Gelände noch gut begehbar, ---

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--- aber bald war es nur noch ein Tanz auf den Blocks.

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Bei der Wahl, ob über das Schneefeld oder den Blocks, entschied ich mich hier für die Blocks.

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Aber bald kam ich auch ein Schneefeld, das nicht so einfach zu umgehen war. Also hieß es rauf. Vorsichtig gehend, tastete ich mich darüber.

Auf er anderen Seite machte ich erst einmal eine kleine Kekspause, da dort auch ein kleiner Bach längs plätscherte, aus dem man trinken können. Die Mücken waren aber zum Wahnsinnig werden. Alles was nicht mit Kleidung bedeckt war, hatte ich mit Mückenschutz eingeschmiert, aber auf alles was nicht eingeschmiert war, ob Kleidung, Rucksack, ja selbst auf die Trekkingstöcke schienen sie einstechen zu wollen. Und das in unvorstellbaren Massen.

Es dauerte, bis es langsam wieder bergab ging. Die ganze Zeit tänzelte ich über Geröll. Geröll, Geröll, Geröll. , an einer Stelle wo kein Geröll war, sondern eine (anscheinend) feste Erdschicht, bin ich plötzlich eingesackt und fiel auf meine Knie. Zum Glück konnte ich mich beim Fallen auf meine Stöcke abstützen, sodass der Sturz etwas langsamer vonstatten ging, aber ich landete doch ziemlich hart auf meinen Knien. Zum Glück passierte aber nichts weiteres. Das innere der Knie hielt, und auch außen passierte nichts, dank meine guten Trekkinghose, die ich trotz der Hitze nicht gegen die dünne Hose, die man oberhalb der Knie kürzen kann, eingetauscht hatte. Ich war in ein fast flüssiges Lehmloch getreten, dass nur ein dünne feste Kruste aufgewiesen hat. Das hätte auch schlimmer ausgehen können.

Danach war ich vorsichtiger, wenn ich auf (anscheinend) festen Boden ging. An dem ersten schönen Bach schlug ich dann mein Zelt auf.

Für die Kartenkundigen: Ich war zwischen den Erhebungen Tjievravárásj und Tjårok durch, nach Osten gegangen, dann nach Nordost abgebogen, östlich des kleinen Sees (1074 m) dann auf die Stelle zu, wo die beiden eingezeichneten Bäche zusammenflossen. Dort gab es dann eine Stelle, wo man das Zelt gut aufbauen konnte. Das tat ich dann auch.

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19. August

Gegen acht Uhr Frühstück gemacht, eine Runde Teewasser aufgesetzt und getrunken.

Dann musste ich mal dringend auf Toilette. Aber bevor ich diesen Gang machte, schmierte ich mir alles, was ich den Mücken zeigen würde, mit Mückenschutz ein. Dann suchte ich mir eine gemütliche Stelle.

Danach fing das übliche gemütliche Packen an, während der Schlafsack in aller Ruhe mal ordentlich auslüften konnte.

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Packen, ein bisschen schauen und fotografieren, einfach so dumm in auf einem Stein sitzen und die Landschaft anschauen, und dann mal wieder weiter packen. Gegen 12 Uhr kam ich dann auch los. Der Himmel war, das war ja nun schon obligatorisch, absolut blau, ohne eine Wolke am Himmel.

Und wieder ging es über Geröll, Geröll, und noch mal Geröll. Langsam war das kein Tänzeln mehr, sondern ich ging eher, wie ein alter Mann. Der gestrige Tag hatte meine
Knie und meine Knöchelgelenke ganz schön beansprucht, und heute kamen sie auch nicht zu einer Erholung.

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Langsam ging es bergab zu dem See, der in dem folgenden Foto zu sehen ist. Zu dem See, rechts im Hintergrund, wollte ich dann weiter gehen.

Unten am See erwartete mich weiterhin Geröll.

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Und über dem ganzen Geröll luscherte schon der Sluggá hinter der nächsten Anhöhe hervor. Irgendwann suchte ich mir einen großen Felsen, hinter dem ich mich (vor der Sonne) verstecken konnte. Dort machte ich, gegen meinen Rucksack gelehnt, eine längere Pause. So ab 16 Uhr wurde die Sonne langsam immer erträglich. Grob eine halbe Stunde vor dieser Zeit, machte ich mich wieder langsam auf den Weg.

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Nachdem ich den ersten See hinter mir gelassen hatte, und zum zweiten See kam, wurde das Gelände langsam besser.

Am Ende des Sees schaute ich zurück. Da schaute doch tatsächlich mal wieder der Ákká hervor.


Hier suchte ich mir einen schönen Zeltplatz an einem Bach und machte es mir bequem, und so gegen 18:30 stand das Zelt.

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Nachdem das Zelt aufgebaut war, machte ich mit meiner Kamera noch einen kleinen Rundgang.

Der Ákká - und rechts von ihm dürfte es der Unna Adjek sein, der sich im Wasser spiegelt.

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20. August

Gegen halb sieben wach geworden und aus dem Zelt geschaut. Die Himmelfarbe war, wie sollte es auch anders sein, blau. Letzte Nacht war die erste wirklich kältere Nacht, was sich die Mücken anscheinend zu Herzen genommen haben. Zumindest waren es auf meinem Rundgang längst nicht so viele, wie sonst.

Ich zog mich an, nahm meine Kamera und macht in aller Ruhe einen Rundgang, um noch etwas zu fotografieren.

Am See musste man schon genau hinsehen, um zu erkennen, was noch zum Berg gehörte und wo das Spiegelbild anfing.

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Irgendwann, es war schon so gegen 10 Uhr, holte ich mir Wasser und machte mir gemütlich mein Frühstück. Während das Essen auf dem Kocher war, schmierte ich mich erst einmal mit Mückenschutz ein. Man soll ja nicht gleich großzügig werden, nur weil weniger Gäste anwesend sind. Meine Nase, die sich anfühlte wie eine aufgeplatzte Pellkartoffel, bekam eine dichte Schicht Fett- und Feuchtigkeitscreme. Eine regelrechte Sonnenschutzcreme hatte ich nicht mit. So was hatte ich hier in den vorherigen Jahren so nie benötigt, und hatte so was auch nicht mit.

Dann wurde zwar in aller Ruhe gepackt, aber ich machte mich noch nicht auf den Weg.

Inzwischen war es schon nach 12 Uhr, und die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel, sodass ich mich entschloss, erst einmal hier zu bleiben. Ich wollte an den Tag zwar noch weiter, aber nicht unbedingt in der Mittagshitze. Ab 16 Uhr wurden die Sonnenstrahlen langsam angenehmer, das hatte ich schon erkannt, und mir reichte es, wenn ich so gegen 15 Uhr losgehen würde.

Ich verbrachte den Tag damit, im Schatten eines Felsen etwas zu lesen, und ab und zu machte ich mit der Kamera eine Runde.

Gegen 15:30 Uhr kam ich dann auch los, und es begann auch schnell wieder das Tänzeln über Blocks.

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Bis es dann langsam besser wurde, ... (Im Hintergrund kann man die Spitze vom Sluggá sehen. Luftlinienmäßig mein nächstes Ziel.

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... und langsam das nächste Tal in Sichtweite kam.

Gegen 20:00 kam ich an einen schönen Bach und machte dort für heute Schluss. Ich blieb auf der nördlichen Bachseite, obwohl ich, gerade wenn ich schon am Ende einer Tagesetappe war, eigentlich immer noch den Fluss durchwatete, um mir nicht morgens, gleich beim Losgehen, noch mal nasse Füße zu holen, und hier auch eine tolle Stelle war, um den Bach zu durchqueren. Am Übergang eines kleinen Sees wieder zum Bach war das Bachbett noch etwas breiter, es gab noch nicht wieder eine stärkere Strömung, und es war nicht sehr tief.

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Aber die andere Uferseite war sehr geröllhaltig, nur Blocks, Blocks, und noch mehr Blocks. Und wenn ich schon tagsüber oft über Blocks laufen musste, wollte ich nicht noch versuchen müssen, mein Zelt irgendwie um diese Steine herum aufzubauen. Und auf meiner Seite war es wirklich ein toller Zeltplatz.

Also stellte ich hier mein Zelt auf, .....

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... während die Spitze des Sluggás noch von der Abendsonne beschienen wurde.

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21. August

Bin gegen 8 Uhr aufgestanden, habe in aller Ruhe mein Frühstück gekocht und gegessen, und mir eine Runde Tee gegönnt. Danach einen kleinen Morgenspaziergang mit der Kamera gemacht, und kurz vor 10 Uhr habe ich mich dann auf den Weg gemacht. Ich wollte noch etwas schaffen, bevor die Sonne wieder zu stark herunterbrennt.

Als Erstes durchwatete ich den Bach, und ging dann auf der südlichen Uferseite weiter.

Wie man sehen kann, wäre das Gelände auf der anderen Seite besser zum Wandern geeignet gewesen, aber der Bach nahm hier doch dann ziemlich viel Fahrt auf, und ich wusste nicht, wie es weiter unten aussehen würde. Daher hatte ich mir schon hier das südliche Ufer als Wanderweg ausgesucht, denn irgendwann hätte ich auf jeden Fall durch den Bach gemusst.
Auch die Aussicht wurde langsam wieder ”weitschweifender”, und mit der Zeit wurden auch die Blocks weniger.

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Grobe Peilungsrichtung war immer der Sluggá, der irgendwie nicht zu übersehen war.

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Irgendwann nach 12 Uhr, ich hatte gerade einen schönen Bach erreicht, suchte ich mir einen Stein, der schön Schatten warf, stellte meinen Rucksack dagegen, sodass er eine schöne Rücken- und Kopfstütze abgab, und machte Siesta.

Mit kleinen Fotoshootingeinlagen.

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Zwei Wochen vorher waren die Stiefel noch neu gewesen. Die hatten sich einige Riefen eingefangen.

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Gegen 16 Uhr machte ich mich wieder auf den Weg. Das Gelände war inzwischen richtig gut, nur musste man nun doch etwas schauen, um sumpfige Stellen weitflächig zu umgehen.

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Dann ging es noch durch den Sluggåjåhka.

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Und den Sluggá fest im Blick, baute ich mein Zelt auf. Wenn man mal von der brennenden Sonne absieht, die mir wirklich zu schaffen macht, war es ein toller Tag gewesen. Auch die Mücken hatten sich freundlicherweise sehr zurückgehalten.

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Zuletzt geändert von Erny am 26. Januar 2018 12:05, insgesamt 1-mal geändert.


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Helma
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Re: Durch Sarek- und Stora-Sjöfallet Nationalpark 2015 Teil

Beitrag von Helma »

Einmalig!
Wunderbare Fotos und dein Bericht liest sich wie ein Sonntagsspaziergang! Unglaublich!
Vielen Dank und liebe Grüße
Helma


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Bessy
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Re: Durch Sarek- und Stora-Sjöfallet Nationalpark 2015 Teil

Beitrag von Bessy »

Endlich wieder eine schöne Wandererzählung mit herrlichen Naturbildern.
Ich kann es genießen und einfach träumen, als wenn ich dabei gewesen wäre.
Du läßt Dir viel Zeit, erfreust Dich an den Ausblicken
Wie viel Packungen Kekse hast Du eigentlich mit?

Tack så mycket och många hälsningar.

Bessy


Gruß Bessy :puppy:
Erny
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Re: Durch Sarek- und Stora-Sjöfallet Nationalpark 2015 Teil

Beitrag von Erny »

Das mit den Keksen schwangt immer so ein bisschen.

Nehme ich, neben der Trockennahrung nur noch Kekse mit, dann sind es vier Rollen a. 500 gr. von dem Prinzenrollenverschnitt (Aldi). Nehme ich noch zwei oder drei Dosen Erdnüsse mit, gibt es eine Rolle weniger.

Das hängt immer davon ab, wie mir gerade beim Einkaufen so ist.

Ansonsten gibt es eben dann noch pro Wandertag 1,5 Tüten Trockennahrung, sodass es jeden Morgen eine Tüte gibt, und ab und zu auch mal eine zwischendurch oder abends. Wobei ich auch noch 1 Kg Nudeln mit nehme, und bei so einer Trockennahrungsmahlzeit dann noch eine handvoll Nudeln zu gebe.

Alles andere, Brot und Aufschnitt habe ich schon lange nicht mehr mit. Wiegt zu viel und nimmt zu viel Platz weg. Ich weiß gar nicht genau wann, 2010 oder 2011 hatte ich Mehl und Backpulver mit, um mir Brot selbst zu backen. Vom Gewicht und Platz her nicht mehr als die Kekse, aber dann wird ein weiterer Liter Spiritus benötigt, sogar noch etwas mehr als ein Ltr, da das Backen sehr energieintensiv ist. Also doch wieder mehr Platz und Gewicht.

Dieser Prinzenrollenverschnitt (und eventuell auch mal Erdnüsse) empfinde ich, in Sachen Platz und Gewicht, als Nebenmahlzeit eigentlich am besten. Davon abgesehen, zumindest im Vergleich zum Brot backen, hat man sie gleich zur Hand.

Wobei ich nicht verhehle, dass ich am Ende so einer Wanderung schon so meine Träume nach einem großen Stück Fleisch habe, und die Rentiere, wenn die von meinen Träumen gewusst hätten, sicher nicht so zutraulich gewesen wären.


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