Hallo Torsten73,
den Oberschullehrer habe ich natürlich gar nicht gelesen
Aber die Message ist angekommen.
Dein Posting hätte ich eigentlich gerne als letztes stehen gelassen, aber zu Deinem (vor)letzten Satz fällt mir noch etwas ein:
torsten73 hat geschrieben:Manche Menschen können nunmal besser mit Argumenten diskutieren als andere.
Das ist vollkommen richtig.
Meine "Wunschvorstellung" wäre, dass man allgemein Leuten, die sprachlich manchmal etwas ungeschickt sind, etwas entgegenkommt und das liest, was sie wohl schreiben
wollten - und nicht das, was sie geschrieben
haben.
Andererseits heißt das für mich umgekehrt auch, dass man an sprachgewandte Leute einen etwas höheren Standard anlegen darf und
muss. Denn wer eloquent genug ist, um seine Diskussionspartner gezielt zu beschädigen, der sollte auch wortgewandt genug sein, seine Sache ohne solche "Argumente" zu vertreten, die nur auf die Person des Diskussionspartners oder auf die Zuhörer zielen.
Dazu ist aber erforderlich, dass zumindest einige (mehrere) Teilnehmer "unlautere" Argumentation erkennen und offenlegen - natürlich immer sachlich und mit Belegen.
Manche mögen vielleicht
fühlen, dass da "etwas nicht stimmt" - aber mit dem
Fühlen ist's halt so eine Sache... Manipulative Taktik versucht ja gerade, dem Zuhörer das
Gefühl zu geben, dass etwas mit dem Argument (oder der Person) des Diskussionspartners nicht stimmt, obwohl alles vollkommen in Ordnung ist.
Manche Leute
wollen auch überhaupt nicht diskutieren, weil es ihrem Harmoniebedürfnis widerstrebt, dass eine Diskussion nun einmal von unterschiedlichen Standpunkten lebt. Einerseits, wie Svipp schon sagte, ist das Lesen ja ein Akt des freien Willens. Andererseits gibt es aber auch viele Bereiche, da muss man nicht wirklich diskutieren. Zum Beispiel wenn jemand Informationen nachfragt, dann kann ich sie ihm geben. Oder es lassen. Aber ich muss sie nicht diskutieren. Sachliche Informationen kann ich ja auch belegen, da brauche ich keine "Meinungen" zu äußern.
Oder zum Beispiel ein Erfahrungsaustausch. Den
kann man diskutieren - man kann es aber auch lassen. Das ist eine Frage der Vereinbarung. Wenn jemand Erfahrungen mitteilt, dann sind das ja zunächst nichts weiter als zufällige, persönliche Beobachtungen, die er systematisiert hat. Vielleicht habe ich ja dieselben Beobachtungen gemacht, aber sie bisher nicht systematisiert (= sie sind mir nicht "aufgefallen"). Dann habe ich einen Aha-Effekt. Oder ich habe andere Erfahrungen gemacht und kann mir überlegen, warum sie denn anders sind. Beides ist doch wertvoll. Auch
ohne überzogene, verallgemeinernde Schlußfolgerungen (durch den Beobachtenden) und daraus resultierende Grundsatz-Diskussionen.
Vielleicht sollte man eine "diskussionsfreie Zone" einrichten?
Das wäre allerdings IMHO gleichzeitig eine "meinungsfreie Zone", denn eine Meinung muss man immer diskutieren dürfen. Was sollte sonst der Sinn einer Meinungsäußerung sein? "Meinungsexhibitionismus" ist doch sowohl für den Sender als auch für den Empfänger wertlos. Was hat man davon, wenn man sich auf den Marktplatz stellt und brüllt: "Schaut her, meine Meinung!" (Aber bitte nicht anfassen!)
Was hat der Leser davon, wenn in einem Thread jeder nur seine Meinung kundtut? Schön, er kann nachschauen, was es alles für tolle, originelle, absonderliche oder abstruse Meinungen gibt. Hmmmm, irgendwie nur sehr begrenzt wertvoll...
Meines Erachtens ist das Interessante an einer Meinung das Argument dahinter. Deshalb geht es auch nicht ums "Gewinnen". Ich muss ja nicht einmal
meine eigene Meinung vertreten. Ich kann die Position des advocatus diaboli einnehmen - und mir ein Bein abfreuen, wenn ich "verliere" und dabei ein neues Argument kennengelernt habe.
Und wenn ich ein neues Argument
gegen meine Meinung kennenlerne, das ich nicht entkräften kann - na, dann muss ich meine Meinung halt ändern (was ja nicht heißt, dass ich eine andere einfach übernehmen muss). So etwas nennt man Weiterentwicklung. Ingen skada skett.
Viele Grüße
Samweis