Seit vielen Jahren war ich mal wieder auf der Göteborger Buchmesse. Seit wir aus Dalarna weggezogen sind, erschien mir der Weg sehr weit. Aber nein, Jokkmokk-Göteborg ist in wenigen Stunden zu schaffen- mit dem Flugzeug. Und es hat sich gelohnt! Messethema war diesmal die deutschsprachige Literatur. 30 Schriftsteller aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren eingeladen und diskutierten über ihre Bücher, aber auch über das Bild der Deutschen, das sie von Schweden haben (allzu idyllisch!!). Vor allem freut es mich, dass ein neuer schwedischer Verlag es wagt, auch junge deutsche Autoreninnen und Autoren zu veröffentlichen. Thoren & Lindskog heißt er. Nachdem er Uwe Timm und Siegfried Lenz übersetzt und veröffentlicht hat, sind es jetzt auch Benjamin Wells oder Richarda Junge.
Ich habe mir viele Seminare angehört, denn die Seminare sind das Besondere an der Buchmesse.. 20-minütige oder 45-minütige Seminare mit den unterschiedlichsten Themen. Jonathan Franzen war da, ein bekannter amerikanischer Autor, der über sein neuestes Buch “Freiheit” gesprochen hat, witzig und belesen, Cornelia Funke bezauberte ihr Publikum durch ihre natürliche und herzliche Art oder Ferdinand von Schirach erzählte über Literarische Verbrechen und brachte sein Publikum durch seine trockene Art zum Lachen. Es war bereichernd und erfrischend.
Die Göteborger Buchmesse ist nicht zu vergleichen mit der Frankfurter, die ab Mitte nächster Woche stattfindet. Sie ist überschaubar, hier kann man Autoren hautnah erleben, sie am Messestand besuchen, man kann ihre Bücher kaufen … es ist eine Messe für Bücherliebhaber!
Im nächsten Jahr sind die nordischen Länder Messethema! Es lohnt sich sicher – und viele Seminare sind auch auf Englisch!
Viele Grüße
Hiltrud
http://www.norrbooks.com
Göteborger Buchmesse 2011 (22.-25.09)
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Re: Göteborger Buchmesse 2011 (22.-25.09)
Hej Hiltrud,
natürlich ist die Göteborger Buchmesse nicht mit Frankfurt oder Barcelona zu vergleichen, aber das ist ja auch nicht der Sinn hier in Göteborg. Hier kommt es vor allem darauf an die Autoren "anfassen" zu dürfen, die in den Seminaren auch ihre neuen Bücher diskutieren ... oder ihre Arbeitsweise.
Ein Problem der Messe ist natürlich auch, dass die deutschen Verlage zwar eine Menge Agenten wegen Übersetzungen nach Göteborg schicken, aber relativ wenige unter ihnen auch ihre Bücher präsentieren. Dies ist natürlich verständlich, denn es werden etwa sechsmal soviele schwedische Bücher ins Deutsche übersetzt als umgekehrt, was jedoch auch daran liegt, dass in Deutschland der Börsenverein eine sehr wichtige Rolle spielt und alle grösseren Verlage ihm untergeordnet sind.
Ich finde die Buchemesse jedes Jahr sehr interessant, war aber in diesem Jahr etwas enttäuscht, da das Thema der deutschsprachigen Literatur nur teilweise repräsentativ war und sehr viele Bücher jüngerer Autoren fehlten. Ich habe auch mit mehreren Autoren aus Österreich und der Schweiz über die Messe diskutiert. Keiner unter ihnen, der nicht bereits vorher Kontakte zu schwedischen Verlagen hatte und bereits übersetzt war, wurde von einem schwedischen Verlag "entdeckt". Zum Teil sicherlich ebenfalls verständlich, denn es ist sehr schwierig deutsche Literatur ins Schwedische zu übertragen, wenn man 10-Zeilen-Sätze mit eigenwilliger Kommasetzung findet. Ein Buch, das ein schwedischer Verlag übersetzt, soll auch verständlich und lesbar sein und nicht nur 100 Mal über den Ladentisch gehen.
Ich habe auch 58 deutsche Kriminalromane am Stand gefunden, die einen schwedischen Verlag suchten. Ich weiss nicht, was sich die deutschen Verlage dabei dachten, denn unbekannte Kriminalautoren gehen auch in Schweden nicht mehr, weil es bereits so viele bekannten schwedische Krimiautoren gibt, dass der Markt einfach gesättigt ist.
Das nächstjährige Thema der nordischen Literaturen ist sicher sehr interessant, auch wenn bisher nicht bekannt ist welche Länder als nordisch zu betrachten sind. Eine kleine Darstellung der kommenden Messe findest Du unter
http://www.goteborg-online.com/messe/bu ... -2012.html
Das Thema birgt auch einige andere Schwierigkeiten, denn im Grenzfall könnte man ja wohl sagen, dass die gesamte schwedische Literatur zur nordischen Literatur gehört ... aber wie Anna Falck während der Pressekonferenz am Ende der Buchmesse sagte: "Wir beginnen jetzt am Thema zu arbeiten".
Grüsse aus Göteborg
Herbert
natürlich ist die Göteborger Buchmesse nicht mit Frankfurt oder Barcelona zu vergleichen, aber das ist ja auch nicht der Sinn hier in Göteborg. Hier kommt es vor allem darauf an die Autoren "anfassen" zu dürfen, die in den Seminaren auch ihre neuen Bücher diskutieren ... oder ihre Arbeitsweise.
Ein Problem der Messe ist natürlich auch, dass die deutschen Verlage zwar eine Menge Agenten wegen Übersetzungen nach Göteborg schicken, aber relativ wenige unter ihnen auch ihre Bücher präsentieren. Dies ist natürlich verständlich, denn es werden etwa sechsmal soviele schwedische Bücher ins Deutsche übersetzt als umgekehrt, was jedoch auch daran liegt, dass in Deutschland der Börsenverein eine sehr wichtige Rolle spielt und alle grösseren Verlage ihm untergeordnet sind.
Ich finde die Buchemesse jedes Jahr sehr interessant, war aber in diesem Jahr etwas enttäuscht, da das Thema der deutschsprachigen Literatur nur teilweise repräsentativ war und sehr viele Bücher jüngerer Autoren fehlten. Ich habe auch mit mehreren Autoren aus Österreich und der Schweiz über die Messe diskutiert. Keiner unter ihnen, der nicht bereits vorher Kontakte zu schwedischen Verlagen hatte und bereits übersetzt war, wurde von einem schwedischen Verlag "entdeckt". Zum Teil sicherlich ebenfalls verständlich, denn es ist sehr schwierig deutsche Literatur ins Schwedische zu übertragen, wenn man 10-Zeilen-Sätze mit eigenwilliger Kommasetzung findet. Ein Buch, das ein schwedischer Verlag übersetzt, soll auch verständlich und lesbar sein und nicht nur 100 Mal über den Ladentisch gehen.
Ich habe auch 58 deutsche Kriminalromane am Stand gefunden, die einen schwedischen Verlag suchten. Ich weiss nicht, was sich die deutschen Verlage dabei dachten, denn unbekannte Kriminalautoren gehen auch in Schweden nicht mehr, weil es bereits so viele bekannten schwedische Krimiautoren gibt, dass der Markt einfach gesättigt ist.
Das nächstjährige Thema der nordischen Literaturen ist sicher sehr interessant, auch wenn bisher nicht bekannt ist welche Länder als nordisch zu betrachten sind. Eine kleine Darstellung der kommenden Messe findest Du unter
http://www.goteborg-online.com/messe/bu ... -2012.html
Das Thema birgt auch einige andere Schwierigkeiten, denn im Grenzfall könnte man ja wohl sagen, dass die gesamte schwedische Literatur zur nordischen Literatur gehört ... aber wie Anna Falck während der Pressekonferenz am Ende der Buchmesse sagte: "Wir beginnen jetzt am Thema zu arbeiten".
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