Wie ich bereits sagte, bezweifle ich nicht die Qualität der Recherchen. Es geht um die Relevanz. Was der gemeine Schwede von Wölfen hält und was für eugenische Verbrechen in der Vergangenheit passiert sind ist ungefähr genauso wichtig für einen potenziellen Einwanderer wie die Haltung der Schweden zu Gartenzwergen. Sie ist egal, und dass Eichinger diesem Thema solchen Raum einräumt, sagt auch etwas über sie und ihre Absichten aus.Handwerker hat geschrieben:Unanständig finde ich das Buch nicht, ich finde es ehrlich und die Schweden kommen darin gar nicht so schlecht weg, wie hier immer behauptet wird. [...]
Was das Thema Elchjagd und Wolfshass betrifft, so weist Eichinger im europäischen Vergleich nach, das Schweden speziell ist - gerade weil der Wolfshass hier stärker ist, als in anderen europäischen Ländern mit viel höherer Wolfsdichte als Schweden. Deswegen hinkt der Vergleich mit dem geschossenen Braunbären, zumal in D ein Aufschrei durch die Medien ging. Die Akzeptanz ist höher in D.
Um das vielleicht noch etwas zu verdeutlichen: die Autorin hat sich willkürlich Beiträge herausgegriffen, die teilweise von Benutzern stammen, die zum Zeitpunkt des Erscheinens schon seit Jahren nicht mehr aktiv waren. Wenig überraschend kommen bestimmte Benutzer besonders zum Zuge, die ein ausgesprochen negatives Bild von Schweden haben, während sehr forenaktive Einwanderer mit positiven Statements nicht gewürdigt werden. In den betreffenden Threads hätte es sicherlich auch andere Meinungen gegeben, aber diese waren der Autorin wohl keine Erwähnung wert.Was das Zitieren aus Foren betrifft, kann man geteiler Auffassung sein. Wenn man in einem öffentlichen Forum schreibt, muß man damit rechnen zitiert zu werden. Viele Forenteilnehmer verwenden hier die Zitatfunktion in ihren Beiträgen. Ich fand es gut das Eichinger sich die Mühe gemacht hat, kritische Stimmen in Foren zu suchen und zu finden. Ich dachte bis ich das Buch in die Finger bekommen habe, das nur mir so geht obwohl ich "integriert" bin und sozialen Umgang ausschließlich mit Schweden habe, daß gewisse Aspekte der schwedischen Gesellschaftstruktur ganz einfach schwer zu verstehen sind. Das Buch hat mir dann gezeigt, das es doch viele, viele Auswanderer sind, denen es nicht gelungen ist, das in Schweden gesuchte auch wirklich zu finden.
Auf den Punkt gebracht: Fr. Eichinger hat nicht dargestellt, was die Leute so in den Foren sagen, sondern sie hat sich nach eigenem Gusto Aussagen herausgegriffen, die genau das sagen, was sie gerade so brauchte. Damit missbraucht sie unbeteiligte Dritte als Anwälte ihrer Sache. Das ist unaufrichtig und unanständig.
Sie versucht, ihre Meinung mit derartigen Taschenspielertricks zur Universalität aufzublasen. Ich erinnere mich noch daran, dass eines der letzten Kapitel online war, in dem sie stellvertretend für den deutschen Auswanderer erklärte, dass es ihn in Schweden gar nicht halten kann. Kurz danach war dieses Kapitel plötzlich aus der öffentlichen Vorschau verschwunden.
Wenn sie wenigstens den Schneid hätte, zu sagen, dass das alles nur ihre persönliche Meinung ist, die sie mit vielen Fakten darzulegen versucht. Dann wäre das noch akzeptabel. So ist das ganz aber eine reichlich verlogene Veranstaltung.
Und damit das hier nicht wieder falsch verstanden wird: mir liegt es fern, Schweden als Bullerbü zu zeichnen. Ich habe auch genügend Kritik an vielen Dingen hier. Dass sie deine Stimmung in weiten Bereichen nachzeichnet, heißt aber noch lange nicht, dass dieses Buch anständig oder gar ehrlich ist.