Paddeltour Glaskogen-Naturreservat 2011

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febacb
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Paddeltour Glaskogen-Naturreservat 2011

Beitrag von febacb »

Ende August / Anfang September 2011 unternahmen wir zu siebt eine Kanuwanderung im Glaskogen-Naturreservat im Värmland.
Aus finanziellen und organisatorischen Gründen buchten wir die Tour bei dem brandenburgischen Unternehmen „Scandtrack“, das einigen vielleicht ein Begriff ist.
Der finanzielle Grund war, dass man für rund 350 Euro inklusive Anreise und jeglicher Ausrüstung kaum günstiger in die schwedische Natur kommt. Und Urlaube, die dem studentischen Geldbeutel schmeicheln, sind dann extra verlockend. Das mündet auch gleich in den organisatorischen Vorteil: es ist einfach alles dabei. Die gestellte Ausrüstung geht vom Kanu über Zelte, Planen, kompletter Verpflegung zu allem nötigen, was man in der Natur so braucht. Lediglich Schlafsäcke und Isomatten waren mitzubringen.
Von dem Gesichtspunkt aus hätte man es sich das kaum besser wünschen können. Dass man die gestellte Verpflegung nicht selbst zusammenstellen kann, ist nur ein geringes Manko. Es wurde eigentlich an alles gedacht.

Eigentlich will ich gar nicht weiter über Scandtrack schreiben, es ist aber noch anzumerken, dass die Kehrseite der Medaille die ist, dass man aus Effizienzgründen in einem Reisebus mit 50 Menschen an dem Camp ankommt. Dass man die ersten zwei Tage einen der eingerichteten Rastplätze für sich hat, darf bezweifelt werden. Da muss man sich entscheiden, ob man hinter seinen ursprünglichen Plänen die Paddelroute betreffend zurückbleibt oder ein paar Sonderschichten auf Kiel einlegt.

Wir gingen einen interessanten Zwischenweg.

Am ersten Tag, dem Ankunftstag nahmen wir unsere Ausrüstung und einige Hinweise der Mannschaft entgegen und beluden unsere Kanus.
Wie das am Anfang immer so ist, fühlt man sich in so einem Kanadier mit viel mehr oder weniger wichtiger Ladung alles andere als sicher und die Wetterverhältnisse machten mit mittlerem Seegang und Regenaussichten dieses Unterfangen nicht einfacher. So entschlossen wir uns, nachdem wir notgedrungen mit längsseitigem Kurs zu den Wellen das Ufer abfuhren, die angedachte Tagesetappe stark zu verkürzen und machten an einer kleineren Insel fest, auf der anscheinend schon ein Mal ein Lager aufgeschlagen worden war. Wir zogen die Planen auf, um das bevorstehende Unwetter über uns ergehen zu lassen und fanden auch drei vernünftige Stellplätze für die Zelte. Die Stimmung war nicht die Beste und der Abend verging ereignislos.

Der nächste Morgen begann vielversprechend mit Sonne und leichtem Wind. Wir haben das erste Mal das recht klare Seewasser geschöpft (schmeckt meiner Ansicht nach besser als das Leitungswasser in Berlin…) und zur Durchquerung des Sees angesetzt. Den Övre Gla kenne ich noch aus einer vorherigen Fahrt in diesem Revier und auch an den wundervollen Rastplatz Nummer 26 am Südufer konnte ich mich erinnern. Wie es nicht anders zu erwarten war, kamen wir nach 2 - 3 Stunden intensivsten Paddelns gegen Wind und Wellen an diesem Rastplatz an und fanden ihn belegt vor. Wir stimmten ab, ob wir den Abend in Gesellschaft verbringen oder uns noch ein eigenes Plätzchen suchen sollten. Nun sind wir nicht nach Schweden gefahren, um Deutschlands Outdoorszene kennenzulernen, also konnte es nur eine richtige Antwort geben.
Wir beschlossen, in den Stora Gla überzusetzen, was mit einer größeren Portage einherging.
Den Weg dorthin fanden wir nicht auf Anhieb und haben deshalb unfreiwillig noch ein paar Ententeiche in der Umgebung erkundet.
Endlich an der Portage angekommen, sahen wir uns extremen Steigungen gegenüber, was aber mit Teamwork zu bewerkstelligen war. Ich glaube, das war alles absichtlich so angelegt, des Gemeinschaftsgefühls wegen :D

Wir setzten die Fahrt also auf dem Stora Gla fort, im Visier das erste Camp (Nummer 7) am Westufer. Das war, wie sollte es anders sein, bereits von einer zwar netten, aber dafür umfangreichen Jugendgruppe besetzt. Die Stimmung begann langsam zu kippen. Wir machten uns auf die zweite Nacht auf einer wilden Insel gefasst und baten in weiser Voraussicht um Feuerholz, welches uns die Jugendlichen auch bereitwillig bis an die Boote brachten.
Deren Reiseleiter empfahl uns eine Insel, Svältan, weiter nördlich. Es musste einige Überzeugungsarbeit geleistet werden, die letzte Überfahrt noch auf uns zu nehmen und so konnten wir schließlich das erste Mal mit Rückenwind in See stechen. Auf der Insel angekommen, fanden sich auch wieder Vormieterspuren. Mit dem ruhigen Gewissen, die Natur durch kleine ausgetrampelte Pfade zu schonen, konnten wir an der windgeschützten Ostseite eine Feuerstelle finden und geeignete Bäume für einen fast professionellen Windschutz. Wenigstens hielt das Wetter auch die Mücken fern. Das war unsere längste Etappe, wir waren 8 Stunden unterwegs.

Am dritten Tag, nach ausgedehntem Müslifrühstück, konnten wir wieder aufbrechen. Aufgrund der Verzögerung am ersten Tag entschieden wir uns, die Route zu verkürzen.
So sollte unser Wendepunkt nicht mehr Dammarna, sondern der Rastplatz 8 sein, der mit einem Verschlag ausgestattet ist.
Diesen fanden wir auch prompt und gottlob verlassen vor. Nach dem bescheidenen Wetter und den provisorischen Camps stieg die Laune allmählich wieder. Da lernt man so ein Toilettenhäuschen doch zu schätzen! Uns gefiel es so sehr dort, dass wir uns entschlossen, einen Ruhetag einzulegen, also zwei Nächte zu verweilen. Der umliegende Archipel lud zu Entdeckungstouren zu Fuß und zu Paddel ein. Die herrschende Stille war unglaublich. Sich in Ufernähe im Boot zurückgelehnt treiben zu lassen, mit dem Gefühl, große dämpfende Kopfhörer aufzuhaben und nur das Plätschern der kleinen Wellen gegen den Rumpf zu spüren, das war der Grund, warum ich da war, was die ganze Vorfreude ausgelöst und aufrecht erhalten hat. Die Sonne machte sich selbst ein Kompliment auf die späten Sommertage und ließ ein bezauberndes Gefühl bei uns allen zurück.

Mit blendender Laune konnten wir am nächsten Tag aufbrechen. Wir waren auf dem Rückweg, hatten die Fahrt und die Portage zurück in den Övre Gla vor uns. Wir hofften, heute Glück mit dem Rastplatz 26 zu haben. Mittlerweile routiniert luden wir die Boote aus und hievten sie auf die Umtragewägen. Ich bin mir nicht sicher, ob es einfacher gewesen ist, die Steigungen bergauf oder bergab zu bewältigen. Zurück im Övre Gla war die Nummer 26 zwar besetzt, aber nur von einer Person. So beschlossen wir, den Abend an dieser meiner Meinung nach schönsten Schutzhütte zu verbringen.

Die letzten beiden Abende „in Freiheit“ verbrachten wir an dem Nachbarsee Gladåkern. Die Schutzhütte 23 liegt zwar direkt an einem rauschenden Wehr, das hörte man aber bald nicht mehr. Nach sorgfältiger Auslotung der Wassertiefe wagten wir die einen oder anderen Klippensprünge und konnten auch den restlichen Tag mit Müßiggang verbringen. Da diese Raststelle in direkter Nähe zum Basiscamp lag, konnten wir uns erlauben, auch noch den nächsten Tag komplett hier zu verbringen, obwohl wir am Abreisetag bereits um 9 Uhr zurück sein sollten. Der letzte Tag bot auch wieder wunderbarstes Wetter und viel Zeit zum Lesen, Paddeln und Karten spielen.

Die Abreise, per Bus und zwei Fähren, wurde anscheinend in Rekordzeit bewerkstelligt, jedenfalls wurden unsere Mägen auf der schwedischen Landstraße auf eine harte Probe gestellt.
Abschließend bleibt zu sagen, dass es zwar bequem war, mit Scandtrack zu verreisen, aber der Menschenauflauf und die fehlende Vorfreude, die man sich beim Selbstplanen aufbaut, haben das Erlebnis geschmälert.
Die nächste Tour planen wir selbst!

:flagge3:

Ein paar Impressionen:

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Am letzten Tag war davon nicht mehr viel übrig. Je schneller man es aufisst, desto leichter wird auch die Verpflegungstonne :lol:

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hokno
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Re: Paddeltour Glaskogen-Naturreservat 2011

Beitrag von hokno »

Hallo febacb,

danke für den sehr ehrlich geschriebenen Reisebericht. In der Tat wird es in manchen Gebieten wirklich zum Problem mit diesen Großveranstaltern. Nicht nur das es schwierig ist einen freien Lagerplatz zu finden, sondern das auch sehr wenig Geld in der Region hängen bleibt. Deutsche Unternehmen welche dann auch noch deutsche Produkte an die Touren Teilnehmer verteilen (Oder ist Delikatesse Burger auch ein schwedisches Wort?)
Das Jedermannsrecht (http://www.canoeguide.net/allgemeines/d ... mannsrecht) welches solche Touren ermöglicht hat wohl nie vorgesehen das man die Leute im 50 Mann Bus zum Outdoor Erlebnis bringt.

Allerdings muss man auch erwähnen das dieses Problem mit Scantrack und Co. jetzt nicht mehr ganz neu ist. Wenn man sich vorher etwas erkundigt weiß man auch auf was man sich einlässt. Es bleibt nur zu hoffen, das diese Unternehmen nicht noch mehr Gebiete erschließen, somit bleibt in ganz Schweden noch genug Platz für individuelle Kanutouren mit einem lokalen Anbieter / Kanuverleih.

Standen euch keine Autos zur Verfügung? Irgendwie 7 mal 350 Euro = 2450 Euro. Dafür sollte es eigentlich möglich sein nach Schweden zu Reisen, dort ein paar Lebensmittel einzukaufen und Kanus zu 3 bis 4 Kanus zu leihen!?
Aber du hast ja schon geschrieben, das nächste mal wollt ihr selber planen.... das macht wirklich wesentlich mehr Spass, und Anregungen zu einsameren Kanutouren findet man viele im Internet.


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febacb
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Re: Paddeltour Glaskogen-Naturreservat 2011

Beitrag von febacb »

Hallo Holger,

in der Tat sind die Lebensmittel aus brandenburgischen Regionen, da schwedische wohl zu teuer sind. Aber die alle in Transportern hochzukarren, das muss man auch erst mal bringen.

Nein, leider hatten wir nicht so ein großes Auto zur Verfügung und mit Sprit und Fähre kommt auch eine gute Summe zusammen, wir hatten schlicht nicht die Kapazität.
Dazu kommt, dass man sich ohne jegliche Erfahrung besonders beim Essen so grob verschätzen kann, dass man dann irgendwann auf den Hund kommt und das Ziel noch den einen oder anderen Tagesmarsch entfernt ist.

Der Reiz von Scandtrack ist für Neulinge ganz klar die gestellte Ausrüstung. Wer nicht vor hat, öfter solche Touren zu unternehmen, wird davon absehen, sich Zelte, Trangiakocher, Essenstonnen und dergleichen anzuschaffen.
Es ist wirklich nicht so wahrscheinlich, dass in diesen Gebieten die Kanuverleiher das große Geschäft außerhalb der schwedischen Bevölkerung machen können.
Je mehr diese Gebiete überschwemmt sind, desto eher wenden sich Individualreisende ab und suchen sich stillere Gebiete. Würde ich auch so machen. Aber außer der Nebensaison hat man da ja auch nicht so viele Stellschrauben. Wir waren Ende August, Anfang September dort, hatten noch einen vollen Bus. Ich will mir wirklich nicht vorstellen, wie es im Juli aussieht.

Durch die Rastplätze wird halt versucht, den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten, was auch vernünftig ist, aber 50 Leute verteilen sich nicht an einem Nachmittag über das gesamte Reservat, das zwingt einen ja schon dazu, auf nicht dafür vorgesehenen Plätzen das Lager aufzuschlagen. Da kann man nur hoffen, dass jeder angemessen und sorgsam mit der Natur umgeht.

So weit ich weiß, bietet Scandtrack Kanutouren auch in Dalsland-Nordmarken an, sowie Huskytouren in Nordschweden. Ich finde aber, dass es drin sein muss, die regionale Wirtschaft im Zielgebiet zu unterstützen, dafür hätte jeder Kunde Verständnis, wenn es ein paar Euro teurer wird. Das kann man denen doch auch nachvollziehbar begründen.

Jetzt ist erstmal ein Trek auf dem Padjelantaleden geplant, auf eigene Faust. Ich muss mich noch viel beschäftigen mit Essensrationen, Anfahrt, Organisation vor Ort und vor allem der Ausrüstung. Welche Kocher taugen was, welche Regenausrüstung ist anzuraten, wovor sollte man sich in Acht nehmen...

Falls du den Reisebericht für deine Website nutzen möchtest, sei dazu herzlich eingeladen.

Schöne Grüße,
Felix


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hokno
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Re: Paddeltour Glaskogen-Naturreservat 2011

Beitrag von hokno »

Hallo Felix,

also den Padjelantaleden kenne ich zwar nicht, aber das was man so auf die Schnelle findet im Netz, sieht das echt toll aus. Viel Spaß bei der Vorbereitung.
Bei der Ausrüstung herauszufinden was denn "das Beste" ist, ist meiner Ansicht nach fast aussichtslos. Da gibt es mittlerweile so viele Möglichkeiten... kein Spaß mehr da alles im Überblick zu haben.

Übrigens, nicht das du mich da falsch verstehst. Natürlich solle man die ausgewiesenen Rastplätze verwenden. Das sehe ich genauso. Dazu sind sie ja da, sie bieten einen gewissen Komfort, sind meist an schönen Plätzen und das wichtigste es schon wie du gesagt es schon die Umwelt da es ansonsten ja so wäre das jeder seinen eigenen Lagerplatz aufmacht.

Fröhliches Vorbereiten für den Trek

Grüße
Holger


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