Besonderheiten bei Beerdigungen in Schweden?

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mathiamu
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Besonderheiten bei Beerdigungen in Schweden?

Beitrag von mathiamu »

Hallo miteinander,

trotz der immer noch vorhandenen "weihnachtlichen Stimmung" habe ich eine Frage, die weg vom derzeit beherrschenden Thema ist:

Wir müsssen leider einen schwedischen Freund zu Grabe tragen und wissen nicht, wie es sich mit der hiesigen Bererdigungskultur verhält.
Im Prinzip sieht immer allles gleich aus, aber der Erfahrung nach gibt es auf jedem Gebiet ganz feine Unterschiede, so wohl auch bei diesem Thema.
Wir möchten ein Fettnäpfchen vermeiden und unseren Freund würdig begleiten und z.B. wissen, wie es sich mit den Blumen verhält? Nach Hause schicken, zur Trauerfeier mitbringen, ins Grab werfen?
Welche Kondolenz ist üblich: Buch, Karte etc. Schon die Todesanzeigen weichen ziemlich von denen in D ab.
Für Antworten wären wir sehr dankbar. LG Karin


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Yvonne
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Re: Besonderheiten bei Bererdigungen in Schweden?

Beitrag von Yvonne »

Ich war erst bei einer Beerdigung hier in Schweden. Da wurde nur eine Blume von jedem mitgebracht und bei der Verabschiedung in der Kapelle auf den Sarg gelegt. Beileidskarten haben die Angehörigen so gar nicht bekommen, was aber nicht heisst das es keine gibt. Auch von unseren Freunden habe ich gehört das sie nur eine Blume jeder zu der Beerdigung einer Freundin von ihnen mitgenommen haben. Bei der Beisetzung am Grab wird nur von den engsten Familienangehörigen nochmal Abschied genommen. Das ist das was ich weiss.


Framsidan
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Re: Besonderheiten bei Bererdigungen in Schweden?

Beitrag von Framsidan »

Es kommt ja ganz darauf an welche Beerdigung es ist.

Bei einer Feuerbestattung verabschiedet sich die Trauergemeinde in der Kirche. Da legt man auch sein kleines Blumensträuschen auf den Sarg. Und wenn einem danach ist, kann man da gerne ein paar Worte sagen. Es geht da ja einer nach dem anderen vor zum Sarg.

Bei einer Feuerbestattung lassen sich ja viele im "Minneslund" ausstreuen und da ist keiner dabei. Sollte aber eine Urnenbestattung dann später vorgenommen werden, ist meistens nur die Familie mit dabei.

Ist es eine Beerdigung auf dem Friedhof, dann gehen auch alle die in der Kirche waren, mit zum Grab. Da wirft man sein Sträusschen ins Grab.

Hinterher ist meistens Kaffetrinken in einem zur Kirche gehörendem Lokal. Aber dazu soll man eingeladen sein.

Framsidan


Framsidan
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Re: Besonderheiten bei Bererdigungen in Schweden?

Beitrag von Framsidan »

Apropo Blumen. Wenn man einen Kranz oder ein Bukett bestellt, gibt man an wann und wo die Beerdigung ist, dann kommen sie zur Kirche und werden um den Sarg gelegt in der Kirche

Will man nur ein kleines Sträusschen kaufen um auf den Sarg zu legen ode rins Grab zu werfen dann kauft man ein "Handbukett"


vinbergssnäcka
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Re: Besonderheiten bei Bererdigungen in Schweden?

Beitrag von vinbergssnäcka »

Vermutlich ist es regional auch sehr unterschiedlich! Ich wollte nur mal vorwarnen, bei uns auf dem Dorf ist es nämlich so: Wenn man einen Kranz oder Gesteck bestellt, dann wird das in die Kirche geliefert. Wenn dann aber der Sarg rausgetragen wird, nimmt jeder seinen Kranz oder Gesteck mit nach draussen ans Grab, und stellt es dann ab. Dabei können sich dann auch schon lange Schlangen bilden und das dauert. Ich hatte mal eine mit Frühlingsblumen bepflanzte Tonschale, sehr schön, aber auch sehr schwer.

Man kann aber auch seine eigenen Blumen mitbringen, die legt man dann VOR der Zeremonie am Sarg ab, meist hilft jemand dabei...

Handblumen sind, zumindest hier, oft üblich....

Ich würde vorher einfach nachfragen, wie die Beerdigung abläuft, dann ist man vorbereitet. Oft ist man nämlich auch ganz frei, die Beerdigung selber zu gestalten....

Achso, und wenn man anstatt Blumen spendet, dann muss man das auf der Überweisung genau vermerken, das wird dann nämlich vorgelesen, wer was gespendet hat...zumindest auch hier bei uns...


liebe Grüsse

Heike

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Re: Besonderheiten bei Bererdigungen in Schweden?

Beitrag von Framsidan »

Heike deshalb ist es gut wenn man die Todesanzeige liest denn da steht das meiste dabei


vinbergssnäcka
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Re: Besonderheiten bei Bererdigungen in Schweden?

Beitrag von vinbergssnäcka »

Framsidan hat geschrieben:Heike deshalb ist es gut wenn man die Todesanzeige liest denn da steht das meiste dabei
Stimmt! Wenn man denn die Zeitung hat. (Und die Abkürzungen versteht)


liebe Grüsse

Heike

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Re: Besonderheiten bei Bererdigungen in Schweden?

Beitrag von Framsidan »

vinbergssnäcka hat geschrieben:
Framsidan hat geschrieben:Heike deshalb ist es gut wenn man die Todesanzeige liest denn da steht das meiste dabei
Stimmt! Wenn man denn die Zeitung hat. (Und die Abkürzungen versteht)
Ja die ganzen Abkürzungen sind nicht ganz einfach. Hatte am Anfang uch nachgedacht was denn nun "osa" bedeutet bei Todesanzeigen.
Om svar anhälles, ganz einfach man soll sich anmelden ob man hinterher zum Kaffee mitgehen will ;)

Framsidan


vinbergssnäcka
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Re: Besonderheiten bei Beerdigungen in Schweden?

Beitrag von vinbergssnäcka »

http://www.fonus.se/hedra/vett-och-etikett/

ist zwar auf schwedisch, aber die Seite beantwortet sicher einen Grossteil der Fragen zur Beerdigung.....


liebe Grüsse

Heike

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Jonas Hafs
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Re: Besonderheiten bei Beerdigungen in Schweden?

Beitrag von Jonas Hafs »

Hallo,

ich bin Schwede und kann hoffentlich noch was zum Thema sagen (schon welches erwähnt):

1. Einladung: In der Todesanzeige soll zu lesen sein, ob es einen Empfang im Anschluss zum Trauerfeier in der Kirche gibt. Um Antwort wird normalerweiser an den Bestatter gebeten (Telefonnummer bzw. Mail). Der Bestatter kann auch Fragen antworten - ist wahrscheinlich daran gewöhnt!
Falls nichts in der Anzeige, entweder kein Empfang oder Einladungskarten per Post.

2. Anzug: wie in Norddeutschland: dunkler Anzug (keine überbunten Farben usw.)
NUR die engste Familie trägt weisse Krawatte!

3. Beileidskarte wird ggf. versandt direkt als das Ableben bekannt ist, allerdings nicht notwendig und auf keinen Fall nach dem Trauerfeier. M.E. ist dieser Gebrauch weniger ausgebreitet als in DE.

4. In der Kirche kann unterschiedlich vorgehen:
Man nimmt manchmals Abschied am Sarg, manchmals nicht. Männer beugen, Frauen beugen oder knicksen. Nach den Abschied an den Toten, ist es angemessen kurz Augenkontakt mit den engsten trauernden Verwandten (i.e. mit der Witwe, den Kindern) zu suchen. Sehen Sie die ersten an!

5. Blumen: Kränze meistens von der engsten Familie, langzeitigem Arbeitsgeber oder Vereinen. Werden bestellt im Blumenladen. Lieferungsadresse laut Bestatter.
Es kann passieren, dass die Familie möchtet dass jeder eine Blume auf den Sarg legt. Dann bekommt jeder eine Blume beim Eintreten in die Kirche! Sonst kein Blumenzwang, auch nicht um in den Grab zu werfen.

6. Die Hymne kann man auf seine eigene Sprache auch singen, wenn man die kennt; die Nummer der Hymne hängen auf einem Hymntafel vorne in der Kirche. Vaterunser hätte ich auch auf Muttersprache gesprochen.

7. Nach dem Feier, beim Empfang, werden Reden möglicherweise vom Familienkreis gehalten. Wenn es nicht um einen sehr tragischen tod geht (Kind, schwerer Unfall usw.), soll hier der Abholpunkt fürs Weitergehen sein und man kann sich gern für die Trauernden vorstellen und nach ein paar Beileidsworten erklären wie man mit dem Toten bekannt ist. Haben sie zu einem Empfang eingeladen, wollen sie dass!

8. Spenden kann man, wenn darum in der Anzeige gebeten wurde. Summe ein Blumenstrauss entsprechend. Um Kontoaufgaben zu übersetzen weiss Ihre Bank Bescheid.
Ich habe nie erlebt dass Namen von Spendern aufgelesen werden. Kommt sehr unschwedisch vor - wir reden ja über Geld nicht...

9. Karten nach der Bestattung werden ggf. von den Trauernden an die Gäste versandt.

Ausnahmen? Ja, besonders unter Freikirchlichen und in kleinen entfernten Dörfen oder Inseln.
Bestatter: Guter Ansprechpartner für Fragen.

Zum Schluss: die Sitten und Gebräuche Schwedens und Norddeutschlands (ich wohne in HH) habe ich sehr gleich gefunden und würde sagen, Sie kommen fast mit Sicherheit gut zu recht!

/Jonas


vinbergssnäcka
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Re: Besonderheiten bei Beerdigungen in Schweden?

Beitrag von vinbergssnäcka »

Jonas Hafs hat geschrieben:
8. Spenden kann man, wenn darum in der Anzeige gebeten wurde. Summe ein Blumenstrauss entsprechend. Um Kontoaufgaben zu übersetzen weiss Ihre Bank Bescheid.
Ich habe nie erlebt dass Namen von Spendern aufgelesen werden. Kommt sehr unschwedisch vor - wir reden ja über Geld nicht...
Da kannst Du Dir denken, wie ich das als Deutsche empfunden habe (ich hab manchmal einfach anonym gespendet, weil mirs zu blöd war) ;) inzwischen habe ich mich dran gewöhnt....vielleicht gibt es das ja wirklich nur hier regional, habe es aber in mehr als einer Gemeinde erlebt....


liebe Grüsse

Heike

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