Krawalle in Stockholmer Vorort

vinbergssnäcka
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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von vinbergssnäcka »

Herowina hat geschrieben:
Framsidan hat geschrieben:Herowina wie willst du die "Ghettos" verhindern?

Framsidan
Indem die Städte mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen. Es gibt doch in den schwedischen Städten viel zu wenig Mietswohnungen! Das ist ein strukturelles Problem, das nicht einfach wegzudiskutieren ist.
Ich bin sicher, die Zugezogenen würden sich gerne aussuchen können, wo sie wohnen - geht aber nicht, weil kaum einer 2 Mio. Kronen für 2 bis 3-Zimmer auf der Etage hinblättern kann, (bzw. will sich kaum einer dermaßen verschulden...).

Dass Einwanderer generell unbedingt dahin ziehen wollen, wo die Landsleute leben, halte ich für Quatsch.
Grundsätzlich gebe ich Dir ja recht, es gibt viel zu wenig bezahlbare Mietwohnungen in den Städten. Die Frage ist aber, ob nicht gerade das Schaffen von billigem Wohnraum eben zu genau dieser Ghettobildung führt?

Billig bauen heisst ja: ausserhalb des Zentrums und dann viel Wohnraum auf wenig Platz, also Hochhäuser und Plattenbauten.

Wie sähe denn Deine Lösung aus?


liebe Grüsse

Heike

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Herowina
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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Herowina »

Naja, solange die Leute mitmachen und für ein paar Quadratmeter in der Stadt ihre Seele verkaufen, wird sich da nicht soviel ändern. Die teuren Eigentumswohnungen sind ja trotz allem begehrt, es gibt eine richtige Immobilienblase in Stockholm (sagten die Nachrichten neulichst)...Vielleicht, wenn die mal platzt, gehen vorhandene Immobilien an Eigentümer, die eher wieder vermieten statt verkaufen. In Göteborg weiß ich, dass auf einigen freien "Filetstücken" gebaut werden soll, damit die Stadt eben nicht so in die Breite und in die Vororte wächst. Verdichtung, eben..
Ich finde, insgesamt müsste man noch viel größere Anstrengungen machen, das platte Land zu stärken, damit erst gar nicht soviele Leute in die Städte ziehen wollen / müssen. Also Arbeitsplätze in Skara statt in Stockholm (klar, ist leicht gesagt, - der Trend geht ja nach wie vor eher andersherum)...
Aber man darf auch nie nie vergessen, dass nicht die "Ausländer" für überfüllte Städte verantwortlich sind, - das sind eben auch Lasse aus Torsby und Karin aus Överkalix, die ins große glitzerne Stockholm ziehen wollen... Ganz klare Landflucht.. Und wie kann man die aufhalten??


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Knäckebröd:)
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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Knäckebröd:) »

Jugendliche ziehen eben in die Stadt weil Land nichts her gibt...


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vinbergssnäcka
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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von vinbergssnäcka »

Herowina hat geschrieben: Ich finde, insgesamt müsste man noch viel größere Anstrengungen machen, das platte Land zu stärken, damit erst gar nicht soviele Leute in die Städte ziehen wollen / müssen. Also Arbeitsplätze in Skara statt in Stockholm (klar, ist leicht gesagt, - der Trend geht ja nach wie vor eher andersherum)...
Aber man darf auch nie nie vergessen, dass nicht die "Ausländer" für überfüllte Städte verantwortlich sind, - das sind eben auch Lasse aus Torsby und Karin aus Överkalix, die ins große glitzerne Stockholm ziehen wollen... Ganz klare Landflucht.. Und wie kann man die aufhalten??
Da kann ich Dir wiederum Recht geben, es gibt nämlich genügend bezahlbare Wohnungen und auch Wohneigentum....auf dem Land!
Hier bei uns stehen jede Menge Wohnungen leer und auch ein eigenes Häuschen ist immer noch bezahlbar. Die Meisten, die hier wohnen können sich garnicht leisten, in die Stadt zu ziehen, nicht mal in die nächste Kleinstadt. Von Stockholm brauchen wir nicht erst reden.
Das Problem ist: viele Jugendliche, aber auch viele derer die Asyl bekommen haben zieht es in die Städte. Sicher aus unterschiedlichen Gründen, der wichtigste ist aber, das hier auf dem Land die Arbeitsplätze erstens erhalten werden müssten und zweitens neue geschaffen werden müssten!

Und da ist natürlich die Regierung gefragt, denn die meisten Industriejobbs verschwinden doch nach Osteuropa oder nach Asien...was übrig bleibt sind Servicejobbs, das Krankensystem und Altenpflege und Jobbs die ein Studium voraussetzen....


liebe Grüsse

Heike

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Deglund
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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Deglund »

Kommentar aus einer dt. Zeitung

Stockholm ist überall
Schulen und Autos brennen, Steine fliegen, Polizisten und Jugendliche liefern sich Straßenschlachten – und das nicht irgendwo in Beirut oder Kairo, sondern in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Im Lande von Pippi Langstrumpf gärt es. In den Großstädten brüllen junge Zuwanderer ihren Ärger und ihre Unzufriedenheit über ihre Situation aus dem Leib. Und sie sind gewalttätig.
Unser häufig verklärter Blick auf ein vermeintlich idyllisches Land täuscht. Das schwedische Ideal vom Wohlfahrtsstaat, der sich um jeden kümmert, existiert schon lange nicht mehr. Die Sozialpolitik folgt der Kassenlage. Eine solche Politik kann all jenen, die hoffnungsvoll ins Land strömen – ohne Qualifikation und sprachliche Kenntnisse und oft genug mit Integrationsunwillen – nicht gerecht werden.
Schweden erlebt nicht zum ersten Mal einen Aufstand seiner Einwanderer. 2008 brodelte es bereits in Malmö. 15 Prozent der Einwohner wurden nicht im Land geboren. Hinzu kommen jene, die in zweiter und dritter Generation dort geboren wurden und als Schweden gelten. Vor allem sie wollen nicht länger an den sozialen Rand und den geografischen der Städte gedrängt werden. Denn für sie entscheidet immer häufiger der Geburts- oder Wohnort über ihre sozialen Chancen.
Schweden hingegen, die es sich leisten können, schicken ihre Kinder auf eine Privatschule. Die verbliebenen Migrantenkinder will kaum jemand unterrichten. Wie schon im Wohnviertel bleiben sie auch in der Schule unter sich. Die meist verarmten Familien können sich zudem oft keine menschenwürdige Unterkunft leisten. Mietwohnungen sind entweder zu teuer oder der Zugang scheitert am schwedischen Wohnrecht, das man sich teuer erkaufen muss. So landen die meisten in verwahrlosten Vierteln, um die sich kaum jemand kümmert. Es sind Ghettos. Sozialarbeiter und Verbände finden sich dort immer seltener. In einem Stockholmer Stadtteil zum Beispiel wurde jüngst erst am Morgen entdeckt, dass sich in der Nacht ein Mann an einer Straßenlaterne erhängt hatte – die Leuchten waren allesamt seit langer Zeit defekt.
Ob in Stockholm, Paris, London oder Madrid: Ein modernes Land mit hehren ethischen, sozialen und demokratischen Ansprüchen kann es sich nicht leisten, seine Mitbürger derart schlecht zu behandeln. Hier rächt sich eine Politik, die sich nicht mit letzter Konsequenz zu ihren Einwanderern bekennt. Und im Fahrwasser dieser Politik tummeln sich all die Rechtspopulisten – auch in Schweden – die mit Schadenfreude auf der desolaten Situation herumreiten. So wird deutlich, dass sich dieses Problem nicht allein auf Schweden beschränkt. Stockholm ist überall.


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Grizzly2
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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Grizzly2 »

Und noch zwei Kommentare:
Die Selbsthilfeorganisation „Megafonen“, die sich zum Sprachrohr der Unzufriedenheit in den Vororten entwickelt hat, warf der Polizei Rassismus vor: Ein mit einem Messer bewaffneter 69-jähriger „Karl-Erik“ in einem Villenvorort hätte eine einfache Polizeistreife auf den Plan gerufen. Derselbe 69-jährige „Ahmed“ in Husby sei durch eine schwerbewaffnete Spezialeinsatzgruppe gleich vorbeugend hingerichtet worden.

Die Sache wurde nicht dadurch besser, dass die Polizei nachweislich log. Sie hatte gemeldet, der Angeschossene sei sofort von einer Ambulanz ins Krankenhaus gebracht worden und dort verstorben. Tatsächlich kam nie eine Ambulanz und erst sieben Stunden später wurde die Leiche aus der Wohnung geschafft. Weder Medien noch Politik reagierten, als „Megafonen“ eine Untersuchung des polizeilichen Vorgehens forderte.

Die Untersuchung wurde erst begonnen, nachdem am Pfingstsonntag in Husby Autos brannten. Gleichzeitig verschärften Brutalität und Rassismus der Polizei die Situation weiter. Als es auf einer zunächst friedlichen Versammlung zu einzelnen Gewalttaten kam, rückte ein großes Polizeiaufgebot in Kampfmontur an und sperrte weite Teile des Zentrums ab.

Angebote von Eltern und Mitgliedern einer Nachbarschaftshilfe, die Situation durch Gespräche mit den Jugendlichen deeskalieren zu wollen, sollen von den Beamten mit Beschimpfungen wie „Affen“, „Ratten“ und „Neger“ beantwortet worden sein. Vermittlungswillige und unbeteiligte Passanten wurden teilweise mit gezogenen Schlagstöcken bedroht.
( ... )

Sieben Jahre Politik einer Mitte-rechts Regierung mit vier Steuersenkungsrunden für Gutbetuchte bei gleichzeitigem Abbau öffentlicher Leistungen machen sich wie überall in Schweden bemerkbar – auch in Husby. Das Gesundheitszentrum und der Jugendtreffpunkt dort wurden geschlossen, Schulen vernachlässigt. Der Staat ist vor allem in Form der Polizei sichtbar.
http://www.taz.de/Brennende-Autos-in-Stockholm/!116665/ (22.5.)
Als „Weltklassestadt“ bewirbt „The capital of Scandinavia“ sich gern selbst. Doch Schwedens 1,5-Millionen-Metropole Stockholm ist eine geteilte Stadt. Eine wohlhabende Innenstadt und reiche Villenviertel sind umgeben von einem Ring aus Vororten, wo die Menschen zu einem großen Teil unter angespannten Verhältnissen leben.

In Husby, in dem die Bevölkerung zu 80 Prozent aus Einwanderern besteht, liegt die offene Arbeitslosigkeit bei fast 9, im „Schweden-Stadtteil“ Norrmalm bei 2 Prozent. Das jährliche Durchschnittseinkommen ist mit umgerechnet 44.000 Euro doppelt so hoch wie in Husby. Nur 3 Prozent der SchülerInnen verfehlen in Norrmalm das Gymnasium, in Husby sind es zehnmal so viel.

Gegen diese Segregation werde nicht genug getan, die Politik habe sie in den letzten Jahren sogar noch weiter zementiert, klagte Megafonen schon vor einem Jahr. „Die sozialen und mentalen Gräben, die unsere Stadt teilen, werden immer weiter vertieft.“ Es habe eine systematische Umverteilung der Ressourcen stattgefunden. Während in der City mit immer neuen Projekten geprotzt werde, regiere in den Außenbezirken der Rotstift. Serviceeinrichtungen und Ämter würden geschlossen, Schulen vernachlässigt. „Unsere Heimat ist nur noch eine Schlafstadt.“
http://www.taz.de/Unruhen-in-Schweden/!116885/ (26.5.)


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Ruhe in Stockholmer Vororten

Beitrag von Karsten »

Die Stockholmer Vororte sind am Wochenende von weiteren Krawallen weitgehend verschont geblieben. Nur vereinzelt wurden noch Autos in Brand gesetzt. In der Nacht zum Montag kam es nach Angaben der Polizei zu keinerlei Steinwürfen oder Umherstreifen von jugendlichen Gangs.

(Quelle: Radio Schweden)

Weiterlesen:

http://sverigesradio.se/sida/artikel.as ... el=5546286


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http://www.schwedenstube.de/category/sc ... achrichten


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Ausbildung wird Schlüsselrolle zuerkannt

Beitrag von Karsten »

Verstärkte Maßnahmen für Schule und Ausbildung sind am wichtigsten, um Ausschreitungen, wie die der vergangenen Woche, vorzubeugen. Dies meint mit 69 Prozent ein Großteil der vom Meinungsforschungsinstitut Demoskop befragten Schweden.

(Quelle: Radio Schweden)

Weiterlesen:

http://sverigesradio.se/sida/artikel.as ... el=5548115


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Rallaren
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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Rallaren »

Lotta98 hat geschrieben:Aufgrung der Beiträge, die hier folgten, möchte ich meinen Beitrag hier (siehe oben) entfernen,denn wahrscheinlich bin ich wie Annika+Jonas schon geschreiben hat noch zu ungeschickt und naiv, um über solche Themen zu schreiben.
luberon hat geschrieben:Ich meine die Schuld liegt an der Einwanderungspolitik.
Alle Ausländer wollen vom Sozialstaat leben, aber sich nicht an die Gesetze des Landes richten.
:fahne:
So denke ich auch über die Sache, jedoch viel es mir schwer, dies in Worte zu packen. Deshalb habe ich es umschreiben und dabei kam mein ungelungener Text herraus :cry:
Ich entschuldige mich und hoffe, das mir das keiner mehr krumm nimmt

L.G. Lotta
Hej Lotta, lass Dich nicht entmutigen. Ich find es schon etwas merkwuerdig, wenn Foristen persönlich angegangen werden. Du hast Das Recht Deine Meinung zu sagen. Wenn es nicht meine Meinung ist werde ich Dich sicher nicht naiv nennen und Dich persönlich angehen. Leider erinnern einige Kommentare hier an Meinungsdiktatur. Politisch korrekt bis zum Nichtmehraushalten. Aber Andersdenkende zusammenfalten. Man kann sich auch höflich und freundlich mit anderen auseinandersetzen. Das gelingt mir hier bei jeder Bausitzung. In Deutschland war das nicht möglich. Wäre doch schön, wenn sich die erregten Foristen in die schwedischen Umgangsformen integrieren wuerden.
Sage Deine Meinung, wenn ich sie nicht teile, werde ich mit Dir streiten, aber immer dafuer kämpfen, dass Du sie sagen kannst.
Gruss Peter


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Rallaren
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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Rallaren »

Herowina hat geschrieben:
Framsidan hat geschrieben:Herowina wie willst du die "Ghettos" verhindern?

Framsidan
Indem die Städte mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen. Es gibt doch in den schwedischen Städten viel zu wenig Mietswohnungen! Das ist ein strukturelles Problem, das nicht einfach wegzudiskutieren ist.
Ich bin sicher, die Zugezogenen würden sich gerne aussuchen können, wo sie wohnen - geht aber nicht, weil kaum einer 2 Mio. Kronen für 2 bis 3-Zimmer auf der Etage hinblättern kann, (bzw. will sich kaum einer dermaßen verschulden...).

Dass Einwanderer generell unbedingt dahin ziehen wollen, wo die Landsleute leben, halte ich für Quatsch.
Die Städte haben in den 70 er Jahren mehr bezahlbaren Wohnraum geschaffen. Diese, ach so scheusslichen, Ghettos. Meine älteren Arbeitskollegen waren froh damals dort eine Wohung zu bekommen. Ich wohne unter der Woche in so einem Ghetto in Göteborg. Warst Du schon mal in Marzahn? Das ist ein Ghetto. Hier wird sehr viel fuer die Infrastruktur getan, der Vermieter gibt sich viel Muehe.
Trotzdem sieht es immer wieder dreckig und heruntergekommen aus. Und das liegt eindeutig an den Bewohnern. Und das sind kaum noch Schweden, und ich will auch ganz schnell weg. Die Wohnung ist gross und schön, billig. Ich habe jetzt aber 5 Jahre mit angesehen, wie die Menschen hier miteinander umgehen. Das ist nicht mein Verständnis vom Verhalten anderen Menschen gegenueber. Ruecksichtnahme und Respekt gehören zu meinem Weltbild.
Hier gab es eine Jugendeinrichtung. Das wenigste, was dem Haus passierte, waren vollgeschmierte Scheiben. Zerstörungen, Einbrueche Brände. Es gibt hier auch eine Bildungseinrichtung, der Weg dorthin ist ein Kapitel fuer sich. Herumlungernde, pöbelnde Jugendliche, Dreck, Glassplitter, kaputte Beleuchtung. Wieso soll der schwedische Staat, die Stadt Göteborg immer wieder finanzieren. Warum soll immer Geld fuer Problemjugendliche ausgegeben werden? Warum nicht fuer normale Jugendliche?
Willst Du mir also verdenken, dass ich lieber in einem schwedischen Ghetto wohne?
Und ja, gewisse Einwanderer ziehen in die Viertel, wo ihre Landsleute wohnen. Dort können sie sich ohne Aufenthaltsgenehmigung verstecken. Orginalton aus Bergsjön: hier wohnen so viele Somalier, warum sollen wir dann schwedisch lernen. Nicht vom Hören/sagen, ich leite dort eine Baustelle, live gehört.
Was ist gegen 200000 Euro fuer eine Wohnung in Innenstadtlage zu sagen? Göteborg ist so klein, da ist Innenstad aber ein halbstuendiges Erlebnis zu Fuss. Also, wenn ich nicht unbedingt Vasaplatsen oder Avenuen wohnen muss, dann kann ich schon etwas billiger wohnen.
Aus der Ferne besehen ist alles schön, auch die Integration.


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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Rallaren »

Annika+Jonas hat geschrieben: Ja, und das ist auch richtig so, denn Schweden ist immer noch ein Rechtsstaat, in dem das Gewaltmonopol staatlichen Organen vorbehalten ist. Selbsternannte braune Bürgerwehren werden die Probleme in den Vorstädten ganz sicher nicht lösen.

Grüße, A.
Ich wuerde auch versuchen, mein Auto, auf welches ich gespart habe, und auch das Auto meiner Nachbarn zu verteidigen.
Bin ich jetzte ein Nazi?
Oder wäre es politisch korrekt, auch noch die Streichhölzer zu liefern?


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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Rallaren »

karl69 hat geschrieben: Fakt ist, dass die aktuelle Mitte-Rechts-Regierung in den letzten Jahren Sozialprogramme und die Unterstützung von sozialen Einrichtungen in den Gebieten mit hohen Ausländeranteil zusammengestrichen hat.
Es wurden generell Leistungen zusammengestrichen. Der Sozialstaat muss bezahlbar bleiben. Trotzdem geibt es noch wesentlich mehr angebote fuer Einwanderer als in D.
Was hier (in Schweden) keiner so richtig sagen will, weil die politische Korrektheit es verbietet, ist aber leider offensichtlich:
Wenn man in Schweden als Nord-Afrikaner, Schwarzer oder generell als "anders aussehender" ankommt, wird man -niemals- Teil dieser Gesellschaft.
Egal wieviel Anpassungswille man zeigt und egal wie gut man die Sprache spricht.

Karl
In der Firma, in der ich arbeite, arbeiten Menschen der unterschiedlichsten Hautfarbe und Kulturen zusammen. Hat vielleicht was mit Bildung und Integration zu tun? Ich arbeite mit Dänen, Norwegern, Kasachen, Iranern, Italienern, ja, und man staune, es klappt prima, auch mit deutschen zusammen. Keiner, wirklich keiner fuehlt sich ausgegrenzt. Viele haben nur Sorge, dass die freundliche Stimmung gegenueber Ausländern aufgrund der zuendelnden Idioten kippen könnte.
Wenn man dann noch die schwedische Zurueckhaltung versteht, merkt man schon, dass man akzeptiert und integriert ist. Man darf eben nicht mit deutschen Augen auf die Schwedische Gesellschaft sehen.


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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Lukä »

Rallaren hat geschrieben: Das ist nicht mein Verständnis vom Verhalten anderen Menschen gegenueber. Ruecksichtnahme und Respekt gehören zu meinem Weltbild.
Und wahrscheinlich wird es umgekehrt genau so sein
Rallaren hat geschrieben: Warum soll immer Geld fuer Problemjugendliche ausgegeben werden? Warum nicht fuer normale Jugendliche?

Die Frage beantwortet sich für mich von selbst, auch wenn ich noch darüber nachdenken muss, was "normal" und was "unnormal" ist und wer das festlegt. Aber wahrscheinlich liegt in meiner Antwort darauf das eigentliche Problem.

Rallaren hat geschrieben: Aus der Ferne besehen ist alles schön, auch die Integration.
Wer sagt denn sowas? Die meisten hier doch nicht. Und die, die sich hier dazu äußern, haben auch genug Schwedenerfahrungen, und äußern sich gerade deshalb kritisch dazu. Auch deshalb verstehe ich dein Posting nicht.


Hälsningar Luki



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Re: Krawalle in Stockholmer Vorort

Beitrag von Annika+Jonas »

Rallaren hat geschrieben:
Lotta98 hat geschrieben:Aufgrung der Beiträge, die hier folgten, möchte ich meinen Beitrag hier (siehe oben) entfernen,denn wahrscheinlich bin ich wie Annika+Jonas schon geschreiben hat noch zu ungeschickt und naiv, um über solche Themen zu schreiben.
luberon hat geschrieben:Ich meine die Schuld liegt an der Einwanderungspolitik.
Alle Ausländer wollen vom Sozialstaat leben, aber sich nicht an die Gesetze des Landes richten.
:fahne:
So denke ich auch über die Sache, jedoch viel es mir schwer, dies in Worte zu packen. Deshalb habe ich es umschreiben und dabei kam mein ungelungener Text herraus :cry:
Ich entschuldige mich und hoffe, das mir das keiner mehr krumm nimmt

L.G. Lotta
Hej Lotta, lass Dich nicht entmutigen. Ich find es schon etwas merkwuerdig, wenn Foristen persönlich angegangen werden. Du hast Das Recht Deine Meinung zu sagen. Wenn es nicht meine Meinung ist werde ich Dich sicher nicht naiv nennen und Dich persönlich angehen. Leider erinnern einige Kommentare hier an Meinungsdiktatur. Politisch korrekt bis zum Nichtmehraushalten. Aber Andersdenkende zusammenfalten. Man kann sich auch höflich und freundlich mit anderen auseinandersetzen. Das gelingt mir hier bei jeder Bausitzung. In Deutschland war das nicht möglich. Wäre doch schön, wenn sich die erregten Foristen in die schwedischen Umgangsformen integrieren wuerden.
Sage Deine Meinung, wenn ich sie nicht teile, werde ich mit Dir streiten, aber immer dafuer kämpfen, dass Du sie sagen kannst.
Gruss Peter

Hallo Lotta!
Keinesfalls wollte ich dich entmutigen, Deine Meinung zu sagen oder Dich persönlich angehen, wie Peter es hier schreibt. Wenn es doch so bei bei dir angekommen ist, entschuldige ich mich dafür aufrichtig. Ich finde es im Gegenteil nämlich sehr wichtig, dass Menschen in Deinem Alter an Debatten wie dieser hier teilnehmen und eine Entschuldigung von Dir war keinesfalls das, was ich bezwecken wollte.

"Naiv" war in diesem Zusammenhang ein hartes Wort, vielleicht hätte ich es "altersgemäß" nennen sollen. Es ist ja nur natürlich, dass man mit 14 oder 15 anders argumentiert als mit 35 oder 65. Insofern war mein Widerspruch auf Deinen Kommentar keineswegs "Meinungsdiktatur" wie Peter hier unterstellt, sondern eher eine Aufforderung oder meinetwegen auch Herausforderung, die Diskussion weiterzuführen und Deine Haltung mit weiteren Argumenten zu untermauern.

Wie du schon selbst festgestellt hast, ist die Thematik hier keine einfache, und egal welche Position man vertritt, wird man auf Gegner der eigenen Meinung treffen. Und das ist richtig so! Ich habe daher keinen Anlass, Dir Deinen Text "krumm zu nehmen" und ich finde ihn auch nicht ungelungen, aber ich hätte mir handfestere Argumente gewünscht.

In diesem Sinne hoffe ich, dass Du Dich weiterhin an dieser Diskussion beteiligst und bitte dich nun umgekehrt, mir meine Antwort nicht krumm zu nehmen und meine Entschuldigung anzunehmen, wenn Du Dich durch mich gekränkt gefühlt hast.
A.


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Aufrührer haben wenig zu befürchten

Beitrag von Karsten »

Obwohl die Polizei in Zusammenhang mit den Vorort-Ausschreitungen rund 20 junge Männer mit teils auch krimineller Vergangenheit festgenommen hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie vor Gericht verurteilt werden, sehr gering. Wie Experten dem Schwedischen Rundfunk erklären, ist die Beweislage bei derartigen Tatbeständen meist sehr dünn. Abhilfe könnten Helmkameras der Polizisten schaffen...

(Quelle: Radio Schweden)

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