Föglötunnel (Fasta Åland - Föglö)

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Alandica
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Föglötunnel (Fasta Åland - Föglö)

Beitrag von Alandica »

Schon seit Jahrzehnten schwirrt in den Köpfen einiger findiger Åländer die Idee eines Unterwassertunnels im Kopf herum, der die Hauptinsel Fasta Åland mit Föglö verbinden soll. Seit November 2005 sind die Planungen konkret geworden und es wurden für das Jahr 2007 Untersuchungen des Erdreiches im Bereich des zukünftigen geplanten Verlaufes des Tunnels angekündigt. Der Tunnel soll nach Aussage des Lagtings im November 2007 im Jahr 2012 fertiggestellt werden. Doch damit dürfte es nach all den Verzögerungen und Pannen nichts werden. Mit den Untersuchungen und Probebohrungen wurde mit reichlich Verspätung zwar im Jahr 2008 begonnen, doch sind sie zwischenzeitlich abgebrochen worden und bisher nicht wieder aufgenommen worden.

Die ursprünglichen Planungen sehen einen Tunneleingang in Lemland-Vessingsboda sowie auf Föglö-Bråttö vor, der Tunnel würde 5,5 km lang werden und rund 42 Millionen Euro kosten. Der schwedische Bauriese Skanska hatte im Februar 2007 sein Interesse daran bekundet, den Tunnel in Eigenregie zu bauen und die Kosten anschließend über Mautgebühren zu refinanzieren.

Nach einer geologischen Untersuchung durch die dänische Firma Cowi A/S im Oktober 2007 lässt die Geologie unter dem Meeresgrund einen Tunnelbau zu, doch sind die Kosten nicht genauer als in einem Rahmen zwischen 30 - 80 Millionen Euro zu beziffern. Die unsichere Angabe der Kosten gab dem Projekt schließlich den entscheidenden Rückschlag, von dem es sich bis heute nicht recht erholt hat. Bei Kosten von 80 Millionen Euro, rund doppelt so viel wie ursprünglich angenommen, ist der Tunnel nach Angabe des åländischen Verkehrsministeriums zu teuer und nicht finanzierbar.

Weitere Schwierigkeiten kamen auf das Projekt zu, als die europäischen Sicherheitsanforderungen an Tunnels genauer betrachtet wurden. Demnach müssen für Tunnel von mehr als 500 m Länge Paralleltunnel gebaut werden, der die Kosten um weitere 30 - 40% nach oben treiben würde. Da Åland jedoch nicht zum transeuropäischen Wegenetz gehört (für das diese Richtlinie gilt) könnte der Föglötunnel auch lediglich Nottelefone erhalten und keine Notausgänge. Die Debatte um die Sicherheit war jedoch angezettelt und nicht mehr zu bremsen.

Nach zwei weiteren Untersuchungen, die das Lagting (das åländische Parlament) in Auftrag gegeben hat, wurden die Kosten immer konkreter beziffert und im November 2008 mit rund 60 Millionen Euro beziffert. Anfang 2009 erklärten sich verschiedene åländische Firmen bereit, einen Teil zu den Kosten für den Tunnelbau beitragen zu wollen. Der Verkehrsministerium war gut gelaunt und stellte eine baldige Ausschreibung der Aufträge in Aussicht.

Doch A kommt es anders und B als man denkt. Das Lagting vergab die Aufträge für Probebohrungen und Probesprengungen, machte jedoch die Rechnung ohne die Anwohner in Lemland-Vessingsboda, auf dessen Grundstücke die Probebohrungen stattfinden sollten. Diese verweigerten den Baufirmen den Zutritt auf ihre Grundstücke und sperrten den Privatweg zu den Häusern nach Vessingsboda mit einem Schlagbaum ab. Während die åländische Regierung dem Widerstand rechtlich machtlos gegenüberstand, stiegen die Kosten weiter an und der Widerstand gegen das Tunnelprojekt nahm weiter zu. Nach einer Umfrage der Ålandstidningen gab es am 30. August 2008 nur noch 50% Zustimmung für den Tunnel, 44% lehnten diesen mittlerweile ab, 6% waren ohne Meinung. Abgestimmt haben bei der Onlineumfrage mit 2.479 Menschen fast 10% der Bevölkerung.

Mit dem Bau des Tunnels sollte ursprünglich auch der Fährverkehr in den Schären geändert werden. Der Vorschlag, die Fähre nach Kökar und Galtby (Finnland) in Zukunft von einem neu zu bauenden Anleger in Föglö-Hästerboda fahren zu lassen, stieß dabei noch auf verhältnismäßig geringen Widerstand. Für Aufruhr sorgte der Vorschlag, mit einer neuen Norra Linjen von Överö (Föglö) aus nach Sottunga, Kumlinge und Brändö zu fahren. Dafür müsste jedoch zunächst die Embarsundsfähre auf Föglö durch eine Brücke ersetzt werden. Doch die Klagen ließen nicht lange auf sich warten. Vårdö würde durch den Verlust des Fährhafens Hummelvik über Nacht sprichwörtlich ans Ende der Welt rücken, auch Sund würde deutliche Nachteile im Tourismus zu spüren bekommen. Für Kumlinge und insbesondere für Brändö würde die neue Verbindung eine erheblich längere Fährfahrzeit bedeuten als bisher. Inzwischen ist es wieder recht wahrscheinlich, dass die Route der Norra Linjen in Verbindung mit dem Tunnel nicht verändert wird.

Am 23. November 2009 wurde das Tunnelprojekt vom Lagting bis auf weiteres zurückgestellt. Nun soll zunächst das Kurzroutensystem untersucht werden, bevor weitere Investitionen in das Tunnelprojekt selbst gesteckt werden. Damit gemeint sind die Fährverbindungen nach Kökar und Sottunga. Wenn es eine neue Fährroute von Hästerboda aus nach Kökar geben soll, muss eine Lösung für Sottunga gefunden werden, samt der kleinen Inseln Husö (Sottunga) und Kyrkögårdsö (Kökar), die lediglich 2 bzw. 1 Familie beherbergen und derzeit auf dem Weg der Södra Linjen von Sottunga nach Kökar vv. angefahren werden. Auf Sottunga wohnen derzeit 88 Menschen, die jedoch auch in Zukunft nicht auf ihre Fährverbindungen nach Fasta Åland verzichten wollen. Hier gilt es nun zunächst eine Lösung zu finden. Im Gespräch ist mittlerweile auch wieder die unveränderte Routenführung von dem vorhandenen Fährhafen in Långnäs aus, sodass auf den Neubau des Anlegers in Hästerboda samt dem Bau der Anbindungsstraßen verzichtet werden kann. Bei dieser Alternative würde in Zukunft lediglich der Stopp auf Överö (Föglö) aus dem Fahrplan der Södra Linjen herausfallen.

Am 18.12.2009 wurde nun eine neue, deutlich kürzere Alternative des Föglötunnels zur Sprache gebracht. Bei dieser Alternative kann auf die Verlegung des Landsväg 2 nach Lemlang-Vessingsboda und dem Neubau einer Straße durch die südlichen Föglöer Schären nach Degerby verzichtet werden. Die Wegführung bei der nördlichen Tunnelalternative würde etwa am heutigen Anleger in Svinö (Lemland) mit Wegbänken und Brücken nach Stora Tistronholmen führen und von hier aus per 3,6 km langen Tunnel nach Långholmen führen, von wo aus es weiter über Wegbänke und Brücken nach Degerby (Föglö) gehen würde. Der Tunnel ist mit 3,6 km deutlich kürzer als die bisher diskutierte Route mit 5,5 km Tunnel. Zudem könnte das Gestein aus dem Tunnel für die Wegbänke verwendet werden. In einer ersten Reaktion wurde der Vorschlag positiv aufgenommen.


Es bleibt abzuwarten, wie sich die Tunnelgeschichte weiter entwickelt. Ich schätze, dass es wie bei anderen Großprojekten auch, noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauert, bis es ein Tunnel nach Föglö geben wird. Kommen wird der Tunnel (in welcher Routenführung auch immer) mit Sicherheit. Die Frage ist nur, wann. Zudem ist bis heute die Frage unbeantwortet, wie nach der Tunnelfreigabe die Fahrradfahrer von und nach Föglö kommen sollen. Derzeit geht dies kostenlos mit der Fähre.


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