Zunächst einmal: die Schweinegrippe ist ein Thema, zu der jeder eine Meinung, aber leider nur sehr wenige wirklich Ahnung haben - mich eingeschlossen. Daher habe ich mich in den Diskussionen zu dem Thema bislang weitgehend zurückgehalten.
Aber bei so einer Theorie finde ich harte Worte durchaus angebracht, denn sie impliziert:
- entweder, dass die Südländer die Grippe nach GB eingeschleppt hätten
- oder dass die Briten besonders gerne in gefährdete Länder fahren.
Beides ist offenkundiger Unsinn, denn Mexikaner reisen weder bevorzugt nach GB noch ist Mexiko ein bevorzugtes Reiseziel der Briten. Die ersten Infektionen in Schweden traten gerade mal eine Woche nach denen in Großbritannien auf. Den Norden als "sauber" darzustellen und den Süden als "schmutzig" ist schlicht unfair.
Deutschland hat bislang einen Fall auf 8900 Einwohner, Spanien nur einen Fall auf 30.000 Einwohner. Portugal und Malta sind relativ stark betroffen, aber auch Island und Belgien. Einfach zu sagen, dass das im Süden ist und bei uns nicht, ist daher eine Verzerrung der Tatsachen.
BalticProducts hat geschrieben:@Hansbaer, so unrecht hat der Guesch nicht. Auf
http://aroq.eu/Biolatte-Brief-an-Ministerin.htm" onclick="window.open(this.href);return false; findet man einen interessanten Brief eines
finnischen Wissenschaftlers. Im Übrigen finde ich Deine Äußerung
des hanebüchenen Unsinns wenig Kultur- und Respekt voll.
[...]
- Dass mit Tamiflu ein Impfstoff genutzt wird, der eigentlich gegen die Vogelgrippe helfen sollte. Was gegen Husten hilft, hilft nicht automatisch gegen Bauchschmerzen.
Tamiflu ist gar kein Impfstoff (
http://de.wikipedia.org/wiki/Tamiflu). Ich habe seit Monaten keine Empfehlung mehr gelesen, sich Tamiflu zu besorgen, weil es nach den bisherigen Erkenntnissen ja nicht wirklich hiflt.
- Daß ein Impfstoff auf den Markt gebracht wird, bei dem von vorherein bekannt ist, daß er Nebenwirkungen hat?
Jeder Impfstoff hat Nebenwirkungen. Die Schweinepockenimpfung war jahrzehntelang eine Standardimpfung, obwohl teilweise mit schlimmsten Nebenwirkungen belastet. Es gibt hier eigentlich nur eine Frage: ist der Schaden durch die Impfungen höher oder niedriger bei einer Durchseuchung der Bevölkerung? Wenn er niedriger ist, dann ist das schon Grund genug, ihn zu nehmen.
Auch der Faktor Zeit spielt eine Rolle: Die jetzigen Impfstoffe wurden in einem halben Jahr entwickelt und getestet. Die Tests waren nicht weniger gründlich als sonst.
Klar, dass die Masernimpfung schonender ist, aber die wurde auch über zig Jahre weiterentwickelt und verbessert. Eine Aktivimpfung ist letzten Endes nichts anderes als die Lightversion des entsprechenden Virus. Die Arbeit macht der Körper, nicht der Impfstoff. Er muss die Antikörper bilden und sich für künftige H1N1-Erreger wappnen.
Dass viele Krankenschwestern Nebenwirkungen verspüren, ist nicht schön, aber es ist weniger schimm, wenn eine von 8 Krankenschwestern drei Tage Fieber hat und dann wieder arbeiten kann, als wenn die gesamte Belegschaft flachliegt und damit der Betrieb nicht mehr aufrechterhalten werden kann.
- Wie kann es bspw. sein, dass Teile der Berliner Ärzteschaft nur deshalb gegen die Impfung Sturm laufen, weil sie aus ihrer Sicht zu wenig Honorar für die Impfung bekommen?
Ja, das ist unethisch - aber ist das ein Argument gegen die Impfung?
Ein Aspekt scheint mir in der ganzen Debatte etwas unterzugehen: der Zivilschutz. Seit dem Ende des Kalten Krieges fühlen wir uns von allen Gefahren befreit, was aber nicht der Fall ist. Wir alle wollen gegen alle Katastrophen dieser Welt abgesichert sein, aber kosten soll das am besten gar nichts.
Bei einer solchen Epidemiesituation kann der Staat immer nur falsch handeln. Ebbt die Epidemie ab und alles ist in Ordnung, dann hat der Staat viel Geld für nichts ausgegeben. Grassiert die Epidemie und verursacht ein vielfaches der Toten einer normalen Grippewelle, dann ist der Staat schuld, weil er zu wenig gemacht hat.
Und egal, was passiert: Straßen, Strom, Wasser und Telefon werden als gottgegeben betrachtet und haben gefälligst ordnungsgemäß zu funktionieren, selbst wenn die ganze Belegschaft der Stadtwerke krank im Bett liegt.
Man hat es hier mit einem Gegner zu tun, den man nicht kennt. Die Gründe dafür, dass heute weniger Menschen an Grippe sterben als in den 1910er Jahren, sind nämlich nicht bekannt. Es ist also keineswegs ausgeschlossen, dass nochmal so eine Grippewelle mit Millionen Fällen (und Toten) kommt. Es wäre töricht, einfach die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun.
Auch frage ich mich, welche Alternativen es zur Impfung gibt? Man kann keine Länder mit Millionen Einwohnern untder Quarantäne stellen.