Fernsehansager verschwinden in Schweden von der Bildfläche

[Karsten]

Das Aussehen des Schwedischen Fernsehens hat sich einschneidend verändert. Nach fast 60 Jahren Programmvorschau mit Ansagern hat nun die letzte Programmsprecherin („Hallåa") ihren Hut genommen. Künftig gibt es die Ansagen nur noch zum Hören. Nicht alle sind von dieser Neuerung begeistert.

„Feierabend für die Programmsprecher, heißt es nun“, verkündete Justine Kirk am Sonntagabend um 22.48 Uhr. „Wir werden Sie auch künftig zu unseren Sendungen locken und Sie durch die Programme führen – mit unseren Stimmen. Auf Wiederhören und vielen Dank für die gemeinsame Zeit!“

15 Jahre lang hat Justine Kirk als Fernsehansagerin gearbeitet. Ihr wurde die große Ehre zuteil, sich am vergangenen Sonntag im Namen aller Kollegen von den Fernsehzuschauern zu verabschieden. Ein wehmütiger Abschied, wie die 45-Jährige vorher im Schwedischen Rundfunk zugab. „15 Jahre sind eine lange Zeit, der Job ist ein Teil meines Lebens. Ich liebe diese Arbeit; vor der Kamera zu erzählen und auf diese Weise die Menschen zu erreichen. Das wird mir fehlen.“

„Bessere Kommunikation mit Publikum“

In den 1990er Jahren verschwanden die Programmansager aus dem Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen in Deutschland. Ähnliche Versuche hierzulande riefen damals einen Sturm der Entrüstung unter den Zuschauern hervor. Die Ansager blieben. 20 Jahre später nun ist die Zeit reif für einen abermaligen Modernisierungsversuch.

Der Zeitung Expressen gegenüber begründete die Pressesprecherin des Fernsehens die Entscheidung damit, dass zu lange Unterbrechungen durch Programmansagen die Zuschauer zum Zappen anregen würden. Weil die Menschen aber gerade zum Gucken bewegt werden sollen, sorgen nun Live-Präsentationen vor und nach den Programmen für kurzweilige Information. Zeitgleich könnten nun Graphiken oder Stillbilder gezeigt werden. Dies sorge für eine „effektivere Kommunikation mit dem Publikum“, so die Hoffnung.

Bedeutung überbewertet?

Wie bei allen Neuerungen gab es auch diesmal Proteste – betont die Betroffene Justine Kirk. Sowohl innerhalb des Hauses als auch seitens des Publikums habe es Kritik am neuen Auftritt gegeben. Die Programmansager bedeuten den Zuschauern viel, ist sich Kirk sicher. „Man bekommt immer Reaktionen. Menschen erkennen einen auf der Straße und sprechen einen an, dankbar und froh darüber, dass es einen gibt. Mir mailen auch oft Zuschauer, dass ich so deutlich spreche und gut Inhalte vermitteln kann. Sie erleben die Programmansage wie ein Treffen. Und dann gibt es etliche, die sich dank der Ansage eine Sendung angesehen haben, obwohl sie das nicht geplant hatten.“

Diese Funktion werden Justine Kirk und ihre Kollegen auch künftig erfüllen. Tatsächlich sogar verstärkter als vorher – statt fünf Ansagern arbeiten nunmehr acht unsichtbare Angestellte mit der Programmankündigung und der Moderation durch das tägliche Fernsehprogramm.

(Quelle: Radio Schweden)