Habt ihr Deutsch sprechen und schreiben verlernt?

maggan
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Re: Habt ihr Deutsch sprechen und schreiben verlernt?

Beitrag von maggan »

Hej allihopa!
Selber bin ich zweisprachig schwedisch/deutsch aufgewachsen. In Schweden geboren, dort zur Schule gegangen und immer die schlechteste in deutsch wenn es um die Grammatik ging.....da habe ich heute noch meine Probleme, obwohl ich seit -72 in D bin.
Mir fehlen einige schwedische Wörter inzwischen und außerdem kommen Neue dazu, die mir nicht so geläufig sind.
Eine schwedische Freundin, die auch in den 70igern nach D kam, ist letztes Jahr zurück. Sie hat Alzheimer bekommen und konnte kaum noch deutsch. Ich frage mich, wie das bei Zweisprachigen ist, welche verliert man zuerst?
Ich lese fast nur schwedische Bücher, rede viel mit anderen Schweden, die zum Glück in meiner Nähe wohnen, und schreibe auch noch viel in schwedisch, damit ich es nicht verlerne.

Hälsningar, maggan


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Herowina
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Re: Habt ihr Deutsch sprechen und schreiben verlernt?

Beitrag von Herowina »

Hallo Maggan,
wie das später im Alter wird, ist auch eine interessante Frage.
Meine Mutter, gebürtig aus Island, dort aufgewachsen, aber dann 45 Jahre fast komplett "eingedeutscht", konnte in den letzten Jahren nur mehr schlecht als recht ihre Muttersprache sprechen. Nur noch ein paar Telefonate auf isländisch, aber zu Hause sprachen ja alle immer nur deutsch...
Als sie schwer krank wurde, konnte sie kaum noch sprechen, aber was sie sagte, war auf deutsch.. Also, es ist nicht gesagt, dass man die "Zweitsprache" verliert, wenn sie so tief drinsitzt.
:(


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Gislaveds Tjej
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Re: Habt ihr Deutsch sprechen und schreiben verlernt?

Beitrag von Gislaveds Tjej »

maggan hat geschrieben:Ich frage mich, wie das bei Zweisprachigen ist, welche verliert man zuerst?
Im Grunde eigentlich die, die du am Wenigsten aktiv wie passiv anwendest. Bei mir ist nicht sehr viel Englisch (ich machte einmal Square Dance) hängen geblieben, aber durchs TV kommt vieles passiv wieder (heutzutage verstehe ich sogar englische Lieder mehr als damals). So ist es dann leichter, wieder schneller aktiv zu werden.
Herowina hat geschrieben:Will man seine Wortwahl und den Wort-Vorrat verbessern, finde ich "Synonym-Listen" klasse. Benutze ich auch ständig, gerade wenn ich einen Text schreiben will. Hier zum Beispiel => http://synonyme.woxikon.de/synonyme/sprache.php
Genauso ist es! ;) Ein sehr guter Tipp!
calle hat geschrieben:Muttersprache verlernen?!? Vielleicht eine Form von juvenilen Alzheimer
:laughter:
Du wirst lachen, aber das ist gar nicht so abwegig! ;)

Wenn man eine Sprache nicht mehr aktiv sowie passiv anwendet, dann wird sie wieder "verlernt" resp. vergessen. Das Gleiche gilt auch für die besagte Muttersprache und hängt von vielen Faktoren (äusserliche wie auch persönliche) ab, wie kurzweilig oder langwierig dieser Prozess des Vergessens ist. Umgekehrt gilt es auch für das Neuerlernen seiner Muttersprache.

Es gibt durchaus Leute, die eine Muttersprache besitzen, welche sie gar nicht sprechen und verstehen können, aber diese durchaus einmal erlernt hatten, wenn auch nicht umfassend. Sie müssen sich dann ihre Muttersprache wie eine Fremd- oder Zweitsprache erarbeiten.

Ich selbst habe einen deutschen Sambo (ich finde dieses Wort einfach mal besser als das Deutsche, sorry XD). Wir sprechen recht viel Deutsch miteinander und ich telefoniere auch häufig mit meiner Familie. Allerdings gibt es durchaus Situationen, wo mir ein deutsches Wort nicht schnell genug einfällt, da es nicht mehr im täglichen Gebrauch ist und muss es umschreiben oder wende das schwedische Wort an, wenn ich es kenne. Es ist wirklich eine reine Trainingssache.

Darüber hinaus ist es ganz natürlich, dass mein deutscher Sprachwortschatz im Jahr 2013 hängen geblieben ist und ich nicht mehr weiter entwickelt habe. Ich bin nicht mehr aktuell in Deutschland, verfolge keine deutschen Nachrichten usw. so dass ich keine Neudeutschen Wörter kennenlerne. Selbst die Sprache entwickelt sich enorm weiter. So verpasst man halt einiges.

Mein Problem ist vielmehr, dass ich mich nicht mit anderen Deutschen hier in Schweden auf Deutsch unterhalten kann. Da gibt es eine Barriere in meinem Kopf, die mir sagt: Es ist falsch, sich auf Deutsch in Schweden zu unterhalten! Ich höre mich dann wie ein Ausländer mit gebrochenem Deutsch an, weil ich es nicht zusammen bekomme, da ich auf Schwedisch denke. Einige Deutsche reagierten da schon recht sauer auf mich, aber wenn diese auch Schwedisch verstehen ... Was soll ich da machen?

En trevlig och solig helg!
:bowler:


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Christian K.
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Re: Habt ihr Deutsch sprechen und schreiben verlernt?

Beitrag von Christian K. »

Hallo zusammen

Man sagt, wenn man in der "neuen" Sprache träumt, ist man angekommen :)

Klingt für manche vielleicht komisch weil die Schweiz auch Deutschsprachig ist, aber nach fünf Jahren hier, klingt mein bayrischer Dialekt Furchtbar. Ist ein mix aus Bayrisch, Hochdeutsch und Schwiizerdütsch, mit teils bayrischer, teils hochdeutscher und teils Schweizer Grammatik, Wörtern und Betonung. Mir fallen immer öfter Bayrische oder korrekte Hochdeutsche Wörter nicht mehr ein, weil sich die Schweizer eingebrannt haben :lol:
Meiner Mutter als Niederländerin ging es nicht anders in Bayern.
Mein Österreichischer Vater redet astreinen Bayrischen Dialekt und hat den Österreichischen komplett verloren.
Ich selber verstehe Niederländisch ganz gut, kann aber kaum sprechen, es reicht gerade um nicht zu verhungern :D

Denke das ist ganz normal das man sich an die Landessprache anpasst, ob gewollt oder ungewollt.
Sehe darin aber auch kein grosses Problem, schliesslich lebt man in dem Land :)

Meine "Schwiegermutter" stammt aus Schweden, ist allerdings in den 1960er Jahren in die Schweiz ausgewandert. Sie spricht ein schwedisch wie es damals üblich war, laut ihrer Meinung ist das etwas ganz anderes als heute gesprochen wird. Ich kann das nicht beurteilen, glaube es aber.
Wie Gislaveds Tjej schrieb, eine Sprache entwickelt sich weiter, Wörter kommen dazu, werden ersetzt oder aus der Umgangssprache entfernt.


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