Es war einmal ... eine Vorzeigetante

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xujava14
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Es war einmal ... eine Vorzeigetante

Beitrag von xujava14 »

Versteckt und nur unweit von Växjö, der Hauptstadt des Glasreiches, steht ein Kleinod. Um dahin zu gelangen, muss man erstmal an der Ruine Bergkvara vorbei. Um letztendlich das gleichnamigen Landgut zu erreichen, muss man über ein paar Holzbrücken und entlang des bewaldeten Flusses Helge Aa
fahren. Bei der Einfahrt auf das Anwesen Bergkvara verwirren einen zwar die
vielen Wirtschaftsgebäude und Stallungen, aber bevor die Pferdeweiden
beginnen, steht man schon vor dem Haus der „Svenska Tanten“. Es hätte mit
Sicherheit auch dem Romantikmaler Carl Larsson gefallen.

Typisch schwedisch ist dieses ziegelrot gestrichene Holzhaus mit seinen weißen Dachfirsten und Sprossenfenstern. Über dessen Eingangstür hängt ein großes Schild mit einem Foto einer älteren Dame im Regenmantel, Hut und Handtasche am Arm. Sie lächelt fast wie die britische Queen auf einen herab als würde sie sagen: Tritt herein – hier ist der Sonnenschein. Nach einem kurzen Blick nach rechts in die Kaffeeküche, steht man auch schon in der Konditorei, wo die Zeit offenbar stehen geblieben ist. Blechdosen und Bonbongläser auf den Regalen. Selbstgebackene Kuchen, Kekse und Plätzchen in allen
möglichen Farben in der obligatorischen Vitrine. Lollies und Lutscher für die Kleinen auf dem Tresen. Eine alte Kassa und eine moderne Espressomaschine deuten aber letztlich doch darauf hin, dass man hier auch etwas bestellen kann; aber auch für die Bedienung scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Und das nicht nur wegen ihrer Garderobe aus längst vergangenen Jahren…
Bei schönem Wetter draußen in einem Heckenlabyrinth oder aber auch
drinnen in der guten Stube nimmt man dann die Leckereien ein. Dass das ganze Interieur bis hin zum Kachelofen aus dem vorletzten Jahrhundert stammt,
überrascht nun nicht mehr weiter.

Wer das alles initiiert hat? Das war die Künstlerin Susanna Arwin. Sie hatte die „Svenska Tante“ vor Urzeiten persönlich kennen gelernt und dement-sprechend vermarktet, wenn man so will. Übrigens, diese Dame wurde sogar in diesem Haus geboren. Kerstin Karlsson war von Beruf Mutter und Hausfrau, und mit zunehmendem Alter organisierte sie regelmäßig Kaffeekränzchen. Das Foto zeigt sie als 82-Jährige. Sie wurde Schwedens „Vorzeige-Tante“.

Im oberen Stockwerk gibt es dann auch noch wechselnde Kunstausstellungen sowie das Atelier von Susanna Arwin. Urig die alten Dielen, die sich dort oben biegen, aber nicht brechen wollen. Die rohen Holzwände und stützenden Dachbalken sind weiß gekalkt. Im Gegensatz zu unten ist es oben eher sachlich und modern, aber dadurch bleiben Neugierde und Kurzweil. Dass
Susanna mit Glas arbeitet, war zu erwarten. Aber sie knüpft auch Teppiche, formt Skulpturen aus Bronze und hantiert mit Pinsel und Acrylfarben auf selbst angefertigten Leinwänden. Selbst für Leute, die im Glasreich schon so einiges gesehen haben, ist die „Hand im Glas“ ein besonderer Blickfang. Dass dafür ein besonderes Verfahren notwendig ist, wofür es seit 2004 eine patentierte Gießtechnik gibt, sei hiermit nur am Rande erwähnt.

Bei dieser enormen Präsenz der „Svenska“-Tante hat es uns letztlich nicht
gewundert, sie auf dem Universitäts-Campus von Växjö (in Originalhöhe von 1,67m) in Bronze gegossen, fest einzementiert wieder zu finden.
www.densvenskatanten.se


Wolfgang G. Külper beschäftigt sich als Journalist und Moderator.
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