Teil 1 - Schweden/Norwegen 2008 ... die Anfahrt

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wölfchen
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Teil 1 - Schweden/Norwegen 2008 ... die Anfahrt

Beitrag von wölfchen »

17. Mai
Zunächst sonnig, später vereinzelte kurze Schauern, 15,5°C)

Als wir auf der Fähre wach wurden (Wecker!), waren alle Wolken weit hinter uns. Kurz duschen, ein bisschen frische Luft schnappen und dann ab zum Frühstücksbuffet. Møns Clint hatten wir bereits hinter uns gelassen und langsam aber sicher tauchte Trelleborg am Horizont auf. Hhm, das letzte Mal war das Frühstücksbuffet reichhaltiger gewesen (war diesmal gar kein Lachs da). Lag das jetzt nur an der Reisezeit? Wir werden es in den nächsten Jahren herausfinden.

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Dann verlief alles wie immer, nämlich runter vom Schiff (15 Minuten), Parkplatz anfahren und Manuel spurtet mit dem Fahrrad los um schwedische Kronen am Automaten holen. Anschließend rein in den ICA Superstore am Hafen und lecker Tunnbröd, salzige Butter und Västerbottens Ost kaufen. Und schon konnte die Fahrt nach Mittelschweden weitergehen. Es sollte diesmal am Westufer des Vänern langgehen.
Also immer schön entlang der E6 *gähn* - ab Bohuslän wurde die Landschaft dann endlich interessanter. Wälder, Berge und Felsen entlang der Autobahn – sprich, man konnte die Schärenküste schon vor dem geistigen Auge sehen. Die Luft war so klar wie bisher noch nie während unseres Aufenthaltes in Schweden. So konnten wir die Brücke nach Koppenhagen diesmal ganz ohne Dunst erkennen, ebenso der Windpark im Meer.
Nähe Herrestad verließen wir die Autobahn, über die 44 fuhren wir zum Inlandsvägen 45. Vom Vänern sahen wir nicht viel; ein kleines Stück, als die Straße direkt am Ufer langführte. Am See Ånimmen übernachteten wir. Die Landschaft, nun ja, ähnlich wie bei uns zu Hause, von den Steinen mal abgesehen ... viele Wälder, und bewirtschaftete Wiesen und Felder, die von Steinen und Felsbrocken befreit wurden, aus denen dann die schön anzusehenden Steinmauern errichtet wurden, die typisch schwedischen Holzhäuser und Höfe (manche auch nicht mehr so typisch, weil sie dort z. T. ähnlich mit Platten verunstaltet wurden wie hierzulande um sich das Streichen zu sparen), Bahnwiesen am Wegesrand und Spurrillen. Nur die Verkehrsdichte ist geringer.

Bemerkung am Rande: Morgens noch im T-Shirt an Deck auf der Fähre gesessen und Abends die Heizung im Wohnwagen angestellt. Die Temperatur war merklich kälter als zu Hause und in Südschweden.


18. Mai 2008
Zunächst bewölkt und Nieselregen, später sonnig mit vereinzelten Wolken; 5°C – 8,5°C)

Am Morgen machten wir einen Abstecher nach Håverud. Dort wurde im Zuge der Baumaßnahmen des Dalslandkanals ein Äquadukt errichtet um eine Stromschnelle bzw. Wasserfall zu umgehen (eine Wasserbrücke mit Schleussenanlage über den betroffenen Flusslauf). Dies soll vermutlich der einzige Ort auf der Welt sein, an dem Straße, Bahnlinie und Wasserstraße an einer Stelle aufeinander treffen.
Der Dalslandkanal ist eine künstliche Wasserstraße in Schweden, die den See Vänern mit einer Reihe von Seen im Westen der Provinz Dalsland verbindet. Der Kanal wurde zwischen 1864 und 1868 unter der Leitung des schwedischen Ingenieurs Nils Ericson gebaut und passiert bei seinem Lauf unter anderem die Seen Stora Le, Foxen und Töck bis er im See Östen endet. Das gesamt System ist etwa 250 km lang, wobei aber nur 12 km neu gegraben oder aus dem Fels gesprengt wurden. Boote, die den Kanal durchfahren, gelangen dabei durch zwölf Schleusen und beim Ort Håverud über das Aquädukt. Der gesamte Höhenunterschied beträgt 66 Meter.

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Eigentlich wollten wir über Fengersfors wieder bei Tösse auf die 45 fahren, mussten uns aber am Ortsende von Håverud wieder umdrehen, da die Straße irgendwo weiter hinten für Wohnwagen gesperrt war.
So ging es immer der Nase nach auf dem Inlandsvägen Richtung Särna. Die Gegend ist uns schon bekannt - bewaldete Berge, Seen, gezähmte „Wildnis“. Am Wald konnte man schon etwas Veränderung erkennen, Buchen wurden seltener, es war inzwischen eher ein Birken und Fichtenwald, später auch Kiefern.
Die Berge rund um den Fryken hatten allerdings diesmal weiße Häubchen auf. Vermutlich war das nasse Element, das wir bisher als Nieselregen abgekommen hatten, dort in Form zahlreicher Schneeflocken hinab zur Erde geschwebt. Pflichtpause und gleichzeitig Mittagsrast erfolgte, wie üblich an dieser Strecke, auf dem Rastplatz Tossebergsklätten mit herrlicher Aussicht über den Övre Fryken. Es war kalt und wie üblich durch den Verkehr wenig idyllisch.
Wie auch in den vergangenen Jahren verzichteten wir auch diesmal auf einen Abstecher nach Mårbacka, dem Geburtsort und Wohnort von Selma Lagerlöff. Uns rief die Ruhe und die herrliche Natur Mittelschwedens. Man fühlt sich wie ein Zugvogel, wenn schon die Rede von Selma Lagerlöff und damit Nils Holgersson ist: „Wohin geht die Reise?“ – „Nach Norden!“
Und dann – endlich! – ab Hovfjäll wird man dann von den Landschaften umgeben, nach denen man sich so sehr gesehnt hat und für die sich die weite Anfahrt lohnt! Wälder, steinige, bewirtschaftete und urige, mit Kiefern, ab und zu Fichten und Birken, Moore, Seen und richtige Berge, zwar meist noch unterhalb der Waldgrenze, aber immerhin, und diesmal allesamt mit weißer Haube. Und ... kurz hinter Hovfjäll der erste und leider letzte Elch am Straßenrand.

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Man sieht, dass der Frühling hier noch nicht lange Einzug erhalten hat, mich erinnert etwas an den Herbst (der Vergleich mag etwas "hinken"), dank verschiedener Stadien von Knospen bis hin zu voll entfalteten Blättern in verschiednen Grün- und z. T. auch Rottönen und die Moorgräser noch Braun … wirkt bunt. Hätte ich nicht erwartet – dieses Stadium der Natur schon, allerdings nicht so bunt. Gut, an der Farbenpracht des Herbstes fehlt zugegebenermaßen noch einiges, aber es erinnert daran.
In Stöllet entschlossen wir uns kurzfristig mit der Tradition zu brechen und nicht die 45 Richtung Malung weiterzufahren, sondern dem Fluss Klarälven zu folgen. So ging es dann die 62 weiter in Richtung Trysil (N). Im Nachhinein die richtige Entscheidung. Landschaftlich herrlich und wesentlich weniger befahren wie die Parallelstraße 71 von Malung nach Sälen.


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Insgesamt wirkt es ruhiger im Bezug auf Wintertourismus, nicht so viele Wintersportanlagen, obwohl die Berge ähnlich sind. Entlang des Västerdalälven lassen sich die optischen Auswirkungen des Wintertourismus nicht mehr verstecken.
Inzwischen sind nur noch einige Wolken am Himmel und es ist sonnig. Wir wollten nicht nur fahren und so beendeten wir die Tagesetappe 6 km hinter Höljes (nach dem Auftanken und Nachkaufen von Tunnbröd und Bregott – extra gesalzene Butter (jamjam) sowie meinem ersten schwedischen Satz in diesem Jahr „ ... och vi har tankar diesel“).
Von dort machten wir eine kurze Radtour durch den Wald, eigentlich sollte es zur Staumauer des Höljessjön gehen, haben aber erst den Weg nicht gefunden. Weils dann etwas spät wurde und der Hunger kam, sind wir beim zweiten Versuch dann umgekehrt. Konnten aber auf beiden Touren die schöne Aussicht auf die entfernten weißen Berge genießen.

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So gab es an diesem Abend das erste Lagerfeuer, aus vom Biber gekürzten Holz und darüber gegrillten Würsten. Der Rastplatz lag direkt an einem Bach mit einer Stromschnelle, das Holz wurde wahrscheinlich angeschwemmt, war praktisch! Nur haben wir leider keinen Biber gesehen.

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19. Mai
Morgens 5 °C und wolkenloser blauer Himmel, sonnig ...

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... später 9,5 °C mit vereinzelten Schneeschauern und Nieselregen.

Zunächst fuhren wir gemeinsam mit dem Gespann weiter. Wo der Varåa in den Höljessjön fließt, hat man einen schönen Blick über den Stausee, umgeben von Wald und Bergen. Weißer Schaum verzierte die Wasseroberfläche mit einer herrlichen Struktur. Auf der Straßenkarte wirkt der See schmal, tatsächlich sieht er so breit und riesig aus!

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Es geht dann weiter bergauf und später wieder am Seeufer entlang. Eine sehr schöne bewaldete Gegend. Am Kraftwerk bei Lutnes (N) entschließe ich ein paar Kilometer Fahrrad zu fahren.

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Bei unseren bisherigen Aufenthalten in Schweden und Norwegen haben wir noch nie gesehen, wie Wasser über die Staumauern fließt. Dank des Schmelzwassers waren die Seen jetzt übervoll und so konnten wir das Schauspiel aus brausendem Wasser am Lutufallet ansehen. Natürlich kam auch der Gedanke auf, wie es jetzt wohl am Fiskumfossen aussieht. Würde dort das Wasser auch über die Felsen laufen und sich als brausender Wasserfall präsentieren?

Bis etwa Sæte in der Nähe von Nybergsund fuhr ich mit dem Fahrrad. Schön zu fahren, gemächliche Steigung und wenig Verkehr. Immer wieder Ausblicke über den Trysilelva.

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Schon auf der Straße (hier nennt sie sich 26) hörte ich wieder rauschendes Wasser. Welch ein Zufall, dass auch eine Straße diese Richtung führte! Dort war wieder ein Wasserkraftwerk. Hier am Sagnfossen rauschte das Wasser nur so über die Staumauer und auch über die Felsen. Ich liebe so etwas: Stromschnellen, Wasserfälle … der richtige Platz für eine Pause!!!

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Ab Treffpunkt hinter Nybergsund auf der 25 nach Fulunäs (S) fahren wir dann gemeinsam mit dem Gespann (steil bergauf). Immer wieder fallen unsere Blicke auf die schneebedeckten Fjälls der Umgebung, wie z. B. das Trysilfjell (N), Näsfjäll und Transtrandfjäll (S). Die Straße führt durch eine fantastische Landschaft. Ab Fulunäs geht es dann immer weiter in Richtung Särna mit Ausblicken aufs Fulufjäll … natürlich auch noch reichlich weiß! So langsam beginne ich zu zweifeln, ob der Ort für unsere Mehrtagestour richtig gewählt ist, wir werden es herausfinden!

15 km vor Särna steige ich wieder aufs Fahrrad um - es geht eigentlich nur bergauf... Bevor ich die 3 km Abfahrt nach Särna hinunterfahre mache ich noch einen Abstecher zum Mickeltemplet (nein, es ging noch nicht genug bergauf ;o), deshalb schob ich mein Rad die letzten „paar“ Meter ). Auf dem Mickeltemplet – der Mickeltempel – steht ein Aussichtsturm, von dem man eine Aussicht bis nach Norwegen und Härjedalen bei klarem Wetter hat. Auf dem Berg sind zwei Skischanzen (für deutsche Verhältnisse wurden zum Bau ziemlich dünne Latten verwendet), der Aussichtsturm und eine Skihütte. Der Aussichtsturm ist rundherum mit Fenstern versehen, deshalb entschließe ich mich für ein paar Fotos, hinunter zu der größeren Schanze zu fahren (ich schiebe wieder, weil mir das zum Fahren eindeutig zu steil, steinig und gleichzeitig zu sandig ist). Die Schanze war offen und so konnte ich problemlos die Stufen hinaufgehen, der Wind brachte das „Lattengestell“ etwas ins wanken, die Bodenbretter besaßen ebenfalls nicht unbedingt mein vollstes Vertrauen, auch ziemlich dünn (geringfügig dicker wie unsere Balkongeländerbretter). In solchen Situationen mache ich mir immer selber „Mut“ und da viel mir doch tatsächlich der zusammengefallene neue Pavillion an einem See im Urlaub vor 2 oder drei Jahren ein …

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Die Aussicht vom Mickeltemplet ist wirklich schön, ich konnte das schneebedeckte Fulufjäll sehen, grüne Wälder, Seen, Moore, das schneebedeckte Nipfjäll und den Städjan, Ortschaften und das Wolkenspiel. Bei mir sonnig und rund herum Wolken z. T. mit Regenschauern, die wie Schleier aus den Wolken hingen. Aus dieser Perspektive um einiges eindrucksvoller als aus einem Tal oder niedrigen Berg.
Bevor ich doch noch Gefahr lief nass zu werden schob ich das Fahrrad den Berg zum Aussichtsturm wieder hinauf und dann auf dem Anfahrtsweg wieder zurück zur Straße. Ich genoss die Talfahrt nach Särna in vollen Zügen – es ging schließlich auf der gesamten Strecke ausreichend aufwärts. Manuel (mein Mann) wartete in Särna wie besprochen an der Kirche. Er hatte keine Lust, ebenfalls zum Mickeltemplet hinaufzufahren. Sein Buch war spannender.

Am Lägerplats „Herdarfjord S“, den wir bereits im Herbst 2007 gesehen hatten, bleiben wir über Nacht, natürlich mit einem Lagerfeuer. Am Abend sahen wir den ersten Biber!!!

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Seeausblick Lägerplats "Herdarfjord N"

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Seeausblick Lägerplats "Herdarfjord S"

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Das war der 1. von insgesamt 9 Teilen ... also sehr lang. Der eine oder andere kennt den Bericht wahrscheinlich schon :-flagge2


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